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Öko-Bilanz Umbau der Biogasanlage

Die Biogasanlage im Zerbster Ortsteil Güterglück will zur Maissilage nun auch Rübensilage nehmen. Dafür wird ein Erweiterungsbau nötig.

Von Arlette Krickau 14.02.2017, 09:00

Güterglück l Jedes Jahr aufs Neue gibt es Diskussionen, wenn es um die Maiserntezeit geht. Denn dann werden auch die Silos der Biogasanlage Güterglück wieder aufgefüllt. Demzufolge gibt es in dieser Zeit erhöhten landwirtschaftlichen Verkehr, der nicht bei allen Bürgern auf Verständnis, geschweige denn Gegenliebe stößt.

Mit einem Umbau will Betreiber RWE die Biogasanlage jetzt „weiterentwickeln“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Statt nur Mais, sollen in der Anlage künftig auch Rüben in Energie verwandelt werden. Dazu ist ein Anbau nötig. Ein Rübenzerkleinerer samt Rangierfläche, Parkplatz und Waagenhaus sollen an der Anlage entstehen.

Mit der Erweiterung, versichert RWE in der Antragsstellung, sind keine Kapazitätserhöhungen der Anlage verbunden. Alles soll also im Grunde genommen beim Alten bleiben, nur, dass die Fläche der Anlage größer wird und dass durch die Einspeisung von zwei Pflanzenarten, der landwirtschaftliche Verkehr nicht mehr so geballt vorkommt, da man versetzte Ernteperioden hat und man womöglich, je nach Ernte, auf Wochenend- und Nachtfahrten auch verzichten könnte. Diese kamen in Ausnahmefällen vor.

Zum Änderungsantrag für den Flächennutzungsplan bei der Stadt Zerbst wurde auch eine Bewertung der Umweltauswirkungen abgegeben, in dem auch das geklärt wird, was Anwohner von Biogasanlagen wirklich interessiert: Gerüche Geräusche, Ausblick.

Der Anbau entsteht laut Plan nördlich der nächstgelegenen Wohnbebauung und wird damit nicht weiter sichtbar für die Anwohner, da sie hinter den bereits vorhandenen Bauten stehen werden. Eine schalltechnische Bewertung des TÜV Nord belegt, dass der Betrieb des Rübenzerkleinerers akustisch als unwesentlich einzustufen ist. Eine Geruchsimmissionsprognose legt außerdem dar, dass die entstehenden Gerüche nicht die Werte der Geruchsimmissionsrichtlinie überschreiten. Diese gilt in diesem Fall nicht für die Anlage, sondern für die nächststehende Wohnbebauung und das Eisenbahnstellwerk.

Mit dem Anbau der Biogasanlage soll außerdem Güterglück als Ort auch noch etwas davon haben. Denn laut einer gesetzlichen Richtlinie, muss ein Unternehmen/Investor bei einem Eingriff in die Umwelt adäquate Ersatzleistungen erbringen.

Damit sich da niemand einfach etwas ausdenkt, gibt es die Richtlinie zur Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen in Sachsen-Anhalt. Hier findet man ein genaues Punktesystem, das Minuspunkte für Eingriffe erteilt und Pluspunkte für Ausgleichsleistungen. Da für den Anbau eine Strauch-Baumhecke auf einer Fläche von 362 Quadratmetern weichen muss und außerdem eine Fläche von 518 Quadratmetern versiegelt wird, hat RWE nach dem Anbau 7894 Minuspunkte in der Öko-Punkteliste zu stehen.

Die sogenannten Kompensationsmaßnahmen, sind vorzugsweise auf oder am betroffenen Gelände zu leisten. Da das in diesem Fall nicht möglich ist, soll RWE in der Ortschaft Güterglück Ausgleich leisten. Dazu wurden in Güterglück in Absprache mit dem Ortsbürgermeister aufwertungsfähige Flächen in Gemeindeeigentum ausgesucht.

Vier Flächen sollen durch RWE aufgewertet werden:

1. Freifläche Bahnhofstraße:

Hier soll ein Park entwickelt werden. Dazu sollen die Wurzelstöcke gerodet, die Fläche für Rasen vorbereitet und natürlich dann begrünt werden. Außerdem sollen sieben heimische hochstämmige Bäume in Gruppen gepflanzt werden. Als Blickfang noch zwei nicht heimische Exemplare.

2. Wall zwischen Kita und Spielplatz

Der etwa zwei Meter hohe Erdwall zwischen Kita beziehungsweise Bolzplatz und Spielplatz soll am Böschungsfuß einseitig auf 100 Meter mit hochstämmigen Bäumen bepflanzt werden, so dass die Spielbereiche Schatten bekommen. Neun Bäume sind dazu angedacht, vorgeschlagen werden Hainbuchen.

3. Wall zwischen Sportplatz und Gleisanlage

Der Sportplatz ist durch einen Erdwall zur Gleisanlage abgegrenzt. Der Wall ist stufig gestaltet. Auf einer dieser Stufen soll es mit der Anpflanzung von Sträuchern grüner werden. 150 Sträucher werden dafür eingeplant.

4. Obstbaumallee - Gemeindestraße Güterglück – Flötz

Alleen und einseitige Baumreihen an Verkehrsflächen stehen in Sachsen-Anhalt unter Naturschutz. Daher fiel auch die Straße zwischen Güterglück und Flötz darunter. Hier hat man erst etwa 300 Meter Baumreihe parallel zur Bahntrasse, dann eine Obstbaumallee aus alten Apfelbäumen. Der Alleecharakter ist allerdings im Laufe der Jahre lückig geworden. Mit rund 20 Apfelbäumen alter Sorte sollen hier die Lücken wieder aufgefüllt werden.

Mit diesen Maßnahmen würde das satt im Minus stehende Öko-Konto der RWE wieder im Plus landen, denn diese Maßnahmen bringen 7940 Pluspunkte. Dem Bebauungsplan der RWE für diesen Neubau inklusive Ausgleichsmaßnahmen wurde bereits vom Stadtrat zugestimmt, nun soll auch der Satzungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplanes durch den Stadtrat gehen. Im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss wurde es bereits positiv beraten.