Bassbox unterm Beifahrersitz

Garitz l Bei einem Bekannten habe der F8 gestanden. Lange habe der sich von dem Auto nicht trennen wollen, sagt Frank Waniek. Doch dann habe der Bekannte den Wagen angeboten. Das sei seine Chance gewesen, an einen originalen Dampf-Kraft-Wagen (DKW) zu gelangen.

Obwohl es das Unternehmen seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt, sind die ehemaligen Produkte immer noch heiß begehrt. Viel Zeit und Geld haben die meisten Besitzer in ihr Auto investiert, um es für die Zukunft zu erhalten.

Schon in der DDR gab es die DKW-Fangemeinde. Schon damals wollten sie sich treffen und sich über die Fahrzeuge und die damals verbaute Technik austauschen. Damals fiel die Wahl auf Garitz. Der kleine Ort liegt abseits genug und fiel nicht auf, sagt Frank Waniek. Schließlich wollten sich die Autofans nicht für ihr Hobby in einer sozialistischen Gemeinschaft organisieren, erzählt er.

Der 1939 gebaute F8 von Frank Waniek hat es aus eigener Kraft aus Leipzig bis nach Garitz geschafft. Der Eigentümer hat die Ausfahrt sichtlich genossen. Ob dies den hinter ihm folgenden Autofahrern ebenso ging, ist nicht überliefert. Zumindest geruchsmäßig fällt der Wagen im Verkehr ebenso auf. Denn angetrieben wird das Fahrzeug von einem Zweitakter. Die Verbrennung ist nicht ganz so vollständig wie bei einem modernen Viertakter.

In der DDR wurde mit den Modellen Trabant und Wartburg die Zweitakttechnik noch viele Jahrzehnte weiter gebaut, während im anderen Deutschland der Viertakter seinen Siegeszug begann.

Der DKW-Club, der das Jahrestreffen in Garitz organisiert, ist nicht so streng, was die zugelassenen Fahrzeuge angeht. So sind auch Besitzer gern gesehen, die spätere Modelle von Nachfolgeunternehmen haben. So ist an den gut 130 Fahrzeugen die Vor- und Nachkriegsentwicklung im Fahrzeugbau zu betrachten.

Volker Pötsch aus Taucha gehört dem Vereinsvorstand an. Sein alter Wartburg, natürlich ein Cabrio, ist im Sommer im täglichen Einsatz, sagt er. Liebevoll ist das Fahrzeug restauriert. Versteckt hat er die moderne Technik im Wagen. Autoradios gab es damals noch nicht. Sein Wartburg sei aber mit allem ausgerüstet, versichert er. „Die Bassbox ist unter dem Beifahrersitz“, sagt er. So ganz ohne Radio wolle er mit dem Fahrzeug nicht unterwegs sein. Auch dem Stromkreis habe er etwas auf die Beine geholfen und verstärkt.

Am frühen Sonnabendnachmittag verschlechtert sich dann für einige Minuten die Luftqualität in Garitz. Die DKW-Fans unternehmen einen gemeinsamen Ausflug. Der Geruch der Zweitaktmotoren liegt noch eine Weile in der Luft, als die Oldtimer schon längst nicht mehr zu hören und zu sehen sind. Im kommenden Jahr wollen sie sich aber wieder dort treffen.