Puppentheater Meisterhaft putzig

Das Märchen vom Froschkönig erlebte eine zauberhafte Premiere in Dessau.

Von Andreas Behling 07.06.2017, 05:00

Dessau l In einer meisterhaften Ein-Mann-Show hat Pierre Beng dem Märchenklassiker „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ am Pfingstsonntag frischen Zauber eingehaucht. Mit einfachsten Mitteln gelang es dem Puppenspieler, übergangslos in sämtliche Rollen zu schlüpfen. An der königlichen Tafel etwa – der Tisch verwandelte sich wenig später ins Bett der Prinzessin Sina – waren die Teller so maskiert, dass sich hinter ihnen nicht nur der herrschende Herr des Schlosses, sondern auch die Prinzessinnen-Schwestern Isolde und Siegrun verbergen konnten. Die eine schon etwas stärker in die Breite gegangen, die andere strichdünn.

Bevor die Familie zum Mahle Platz nahm, war freilich der Raum auf hoheitlichen Hochglanz gewienert worden. Und das war der Clou, den Regisseurin Eva Kaufmann gemeinsam mit ihrem Ausstatter Matthias Hänsel und dem Protagonisten auf der reinlich weißen Bühne ersonnen hatte: Putzfachkraft Heinrich wischte erstmal gründlich durch. Dabei ins Plaudern kommend, stellte sich schnell heraus, dass sogar seine Vorvorvorväter bereits im Dienste der Sauberkeit standen. Und beim allerersten Vertreter der Putzkolonne handelte es sich um eben jenen Heinrich, der sich drei eiserne Ringe um die Brust hatte legen lassen, weil ihm sonst das Herz zersprungen wäre vor dem Kummer, für den eine böse Hexe sorgte, indem sie seinen Herren Georg in einen Frosch verwandelte.

Wer also hätte die ganze Geschichte, die mit einer in den Brunnen geplumpsten goldenen Kugel ihren Anfang nahm, besser erzählen können als jener nachgeborene Heinrich? Allerdings musste er ein bisschen in die richtige Spur gelenkt werden. Aber wenn aus dem trüben Wischwasser im blauen Eimer plötzlich ein kecker Frosch auftaucht, der kurz vorher noch ein lebloser grüner Lappen war, kann auch der schüchternste Saubermann nicht anders, als den Lauf des Märchens ins Rollen zu bringen.

Seiner Branche treu bleibend, geht er es auf die für ihn am nächsten liegende Art und Weise an. Nämlich überaus putzig. Zur Freude des kleinen und großen Publikums sieht das in Dessau so aus, dass sich Heinrich eine gelbe Wischmopp-Perücke aufs spärliche Haupthaar setzt, um Prinzessin Sina zu sein. Oder später – als das glückliche Ende schon zum Greifen nahe ist – eine Kutsche aus allerlei Reinigungsutensilien bastelt.

Vorher jedoch muss die jüngste Tochter des Königs natürlich lernen, dass es sich nicht geziemt, Versprechen zu brechen, bloß weil einem der Retter in der Not, der zu einem ins Bett hüpfen möchte, dann doch eine Spur zu glitschig ist. Es lohnt immer, einen zweiten Blick zu riskieren. Und nicht immer ist es dafür nötig, das Gegenüber zunächst mit kühnem Schwung an die nächste Wand zu werfen.

Weitere Termine des Puppentheaters für Menschen ab vier Jahren in diesem Monat sind am 8., 9., 27. und 28. Juni jeweils um 9.30 Uhr. Die Vorstellungen finden auf der Puppenbühne des Alten Theaters in Dessau statt.