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Reformation Keine reine Männersache

Luther, Cranach, Melanchthon - dennoch: Die Reformation ging nicht ohne Frauen, belegt ein Ausstellungsprojekt In Zerbst.

Von Petra Waschescio 12.06.2017, 06:00

Zerbst l Über Luther und Melanchthon wurde fast alles gesagt - darüber waren sich sechs Wissenschaftlerinnen einig. Als Historikerinnen, Theologinnen und Sprechwissenschaftlerin wollten sie anders an das Thema Reformation herangehen. „Wir sind Frauen und deshalb wollten wir uns den Frauen nähern“, sagt Agnes-Almuth Griesbach. Die Zerbster Museumsleiterin ist eine der sechs Initiatorinnen. Sie hat das Projekt am Sonnabend auf der Jahresversammlung des Vereins für Anhaltische Landeskunde vorgestellt.

Zwei Jahre haben die Frauen gemeinsam gearbeitet. Herausgekommen ist ein Paket aus Ausstellung mit museumspädagogischem Programm und ein Kalender „Frauen erleben in Anhalt“ - mit den Porträts von 12 Frauen aus den fünf Jahrhunderten von der Reformation bis heute.

„Wir wollten die Frauen in ihrer Bindung an den Glauben, ihrer Religiosität zeigen“, sagt Agnes-Almuth Griesbach. Frauen, die auf den unterschiedlichsten Wegen das Evangelium verkündet haben - keineswegs als Beiwerk des Mannes, sondern in Männerdomänen, in Machtpositionen. Den Anfang im Kalender macht Elisabeth Cruciger, die erste Kirchenlieddichterin der Reformation, den Abschluss bildet Anneliese Mai, erste Pastorin der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Wanderausstellung ist derzeit schon in Dessau in der Johanneskirche zu sehen, im August wird sie im Zerbster Museum gezeigt.

Knapp Hundert Mitglieder des Vereins für Anhaltische Landeskunde waren am Sonnabend der Einladung nach Zerbst gefolgt. Außer um 500 Jahre Reformation ging es im Faschsaal der Stadthalle um die Arbeit des Verein, seine Publikationen und seine Finanzen.

Nach zwei weniger erfreulichen Jahren, habe sich die Situation im Verensjahr von Juni 2016 bis Mai 2017 wieder verbessert, so Schatzmeister Thomas Brünnler. Als Grund nannte er das höhere Spendenaufkommen. Die befürchtete Beitragserhöhung bleibt aus.

Weitgehend zufrieden mit dem vergangenen Jahr war auch Lothar Jeschke, Vorsitzender der Regionalgruppe Zerbst, die erst 2015 gegründet wurde. Mit 25 Mitgliedern sei die Gruppe stabil. „Es war zu erwarten, dass der Zuwachs nach der Gründung nicht anhält. Der Kreis der Interessenten ist eben begrenzt“, so Jeschke.

Um dennoch neue Mitglieder zu gewinnen, versuchen Verein und Regionalgruppe neue Wege zu gehen. Das formulierte Ziel: jüngere Menschen für eine Mitarbeit zu interessieren.

Seit einiger Zeit gibt es bereits einen Facebook-Auftritt des Vereins. Lothar Jeschke möchte aber für Zerbst und Umgebung selbst aktiv werden. Noch gibt es nur ungefähre Ideen. Aber vorstellbar ist für den Vorsitzenden eine Zusammenarbeit mit örtlichen Schulen oder mit dem Naturpark Fläming.

Warum sich junge Familien für die Arbeit des Vereins interessieren sollten? Lothar Jeschke überlegt nur kurz: „In einer globalisierten Welt reden alle von Identität. Da ist es wichtig zu wissen, wo komme ich eigentich her? Wo sind meine Wurzeln? Und dann stellt man oft fest, dass Leute nicht nur an einem Ort geblieben sind und durch Kriege durcheinandergewirbelt wurden. Identität heißt nicht, dass man sich voneinander abgrenzt.“

Der Kalender „500 Jahre Reformation - Frauen erleben in Anhalt“ ist im Museum der Stadt Zerbst für 14,50 Euro erhältlich.