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Vermisste Tiere Katzenbesitzer haben Angst

Immer wieder verschwinden in Zerbst am Feuerberg und Eckernkamp Katzen. Die Betroffenen haben einen schlimmen Verdacht.

Von Daniela Apel 26.06.2017, 01:01

Zerbst l Irene Krause hält ein Foto ihres grau-weißen Katers in Händen. Sie kann noch spüren, wie er sich immer an ihre Brust kuschelte. Es ist eine Erinnerung, die schmerzt. Denn die zweijährige Samtpfote ist verschwunden. Seit 11. Mai fehlt von Wuschel jede Spur. „Wir haben alle Häuser in der Nachbarschaft abgeklappert, um zu gucken, ob er vielleicht irgendwo versehentlich eingesperrt ist“, erzählt die Zerbsterin. Zudem ist sie mit ihrem Mann die Straßen in der Umgebung ihres Grundstückes abgefahren, um zu schauen, ob der schnurrende Freigänger womöglich von einem Auto überfahren wurde. Auch die ausgehängten Suchplakate brachten ihren Wuschel nicht wieder. „Man hängt doch an so einem Tier“, sagt Irene Krause.

Und sie ist nicht die einzige, deren Stubentiger plötzlich nicht mehr aufgetaucht ist. „Ende April / Anfang Mai verschwinden am Eckernkamp und Feuerberg die Katzen“, berichtet Irene Krause. Über die Jahre verteilt seien das bestimmt 14, 15 Samtpfoten gewesen, schätzt sie. Erst 14 Tage, bevor ihr Wuschel nicht mehr nach Hause kam, sei es ihrer Bekannten Tina Friedrich genauso ergangen. Seither vermisst diese ihr gerade mal sechs Monate altes Kätzchen.

„Katzen werden in dieser Gegend kaum älter“, erklärt Irene Krause. Cornelia Bulitz-Dähne kann das bestätigen. Kein Jahr war ihre Katze, als sie im Mai 2016 abends nicht mehr wie gewohnt angelaufen kam, als Cornelia Bulitz-Dähne sie anlockte. Sie hoffte ebenfalls vergeblich, dass ihr mauzender Vierbeiner eines Tages wieder vor der Tür steht.

„Es ist ein Rätsel, warum hier immer die Katzen verschwinden. Einfach spurlos. Das ist das Kuriose“, sagt Irene Krause.

Denn die Betroffenen haben einen trauriger Verdacht. Gibt es womöglich einen extremen Katzenhasser, der Lebendfallen aufstellt oder die Tiere gar tötet? Dass Katzen durch fremde Gärten stromern, sei normal. Deshalb könne man sie aber nicht einfach umbringen, meint Irene Krause, die Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei gestellt hat.

Vermisste Katzen seien ein schwieriges Thema, erklärt Susann Dornfeldt. Es käme öfter vor, dass Freigänger vor ein Auto laufen, weiß die Pressesprecherin des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld. In den seltensten Fällen habe jemand Lebendfallen aufgestellt. „Wir müssen Anhaltspunkte haben, dass eine strafbare Handlung vorliegt“, betont die Polizeikommissarin. Ohne konkrete Hinweise sei es schwierig. Wenn jemand einen Verdacht habe, solle er ihn ruhig vorsichtig äußern. „Wenn man sich an wahre Aussagen hält, dann ist das unproblematisch“, sagt Susann Dornfeldt.

Fakt ist, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Ein solches Verhalten kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Gelbuße bis zu mehreren tausend Euro bestraft werden. So regelt es das Tierschutzgesetz. Allerdings muss bewiesen werden, dass jemand ein Tier vorsätzlich quält. Oder wie es Susann Dornfeldt ausdrückt, ein konkreter Tatbestand muss vorliegen. „Und das passiert bei uns nicht so häufig.“

Hinzu kommt, dass die juristische Bewertung mitunter kompliziert ist. So gelten Tiere rechtlich betrachtet als Gegenstand, wie die Polizeikommissarin ausführt. „In dem Fall handelt es sich nicht um eine Tötung oder Mord, sondern Sachbeschädigung“, erklärt sie. Außer eben: „Jemand quält die Katze oder lässt sie leiden, dann greift das Tierschutzgesetz.“