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Währungsunion So war es mit der D- Mark in Zerbst

Heute vor 25 Jahren wurde in der DDR die Deutsche Mark eingeführt. Wie war das damals in Zerbst?

Von Esther de Vries und Katrin Wurm 30.06.2015, 20:01

Zerbst l Mit einem Wechselkurs von eins zu eins wurde am 1. Juli 1990 die Deutsche Mark in der DDR eingeführt. Das war heute vor genau 25 Jahren. Ob dieser Wechselkurs richtig gewählt war, darüber streiten sich Experten noch heute. Unumstritten ist aber die historische Bedeutung der Einführung der Deutschen Mark. Manch ein Befragter verfällt gleich ins pathetische Schwärmen, wenn es um die Einführung der Währung geht. SPD-Landtagskandidat Oliver Lindner sagt zum Beispiel: „An den Tag der Währungsreform habe ich keine konkreten Erinnerungen. Vielmehr bewegte mich der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 als endlich zusammenwuchs, was zusammen gehörte.“ Ähnliches berichtet Landtagsmitglied Holger Hövelmann (SPD): „ Über meinen ersten Einkauf mit der Deutschen Mark nachzudenken gibt mit die Chance, noch einmal an die bewegte Zeit zu denken. Dabei relativiert sich dann auch manches Problem von heute.“ Hövelmann kaufte Süßigkeiten. „ Aus heutiger Sicht nichts außergewöhnliches. Damals konnte ich das kaum erwarten.“

Eine kleine Anekdote kann der CDU-Landtagsabgeordnete Dietmar Krause berichten: „Die erste Reise nach der Grenzöffnung führte mich, meine Frau Christine und meinen Sohn Enrico mit unserem Skoda S 100 nach Wolfsburg in den Ortsteil Vorsfelde. Dort bekamen wir von unseren Verwandten ein paar D-Mark-Scheine zugesteckt und holten bei der Stadtverwaltung unser Begrüßungsgeld ab. Neben vielen kleinen wichtigen Dingen, wie Süßigkeiten, Kaffee und was noch so alles in den Einkaufskorb passte, haben wir uns einen Farbfernseher gegönnt. Ich weiß heute nicht mehr genau was der gekostet hat, aber für 5000 Ostmark haben wir uns diesen Luxus nie leisten können. Ich musste dann zur Spätschicht und mein Sohn, damals sieben Jahre alt, hat meiner Frau die Bedienung des Fernsehers erläutert. Dies hat sich aber bis heute und nach 25 Jahren nicht geändert.“

Lachend denkt Margrit Weimeister aus Deetz an ihre ersten Momente mit der D-Mark zurück: „Ich bin in den Konsum in Deetz gegangen und habe Mehl und Zucker gekauft. Mir war das damals ganz unangenehm und deswegen sagte ich zur Kassierin: ‚Jetzt muss ich das wertvolle Westgeld für solch profane Dinge ausgeben!‘.“

Iris Billepp aus Zerbst gönnte sich vom ersten Westgeld eine Uhr: „Eine richtig schöne. Die hätte ich mir sonst wohl nicht gekauft.“ Ebenfalls Schmuck kaufte Renate Bester aus Zerbst. Der Rest wurde gespart, erklärt sie.

Gerald Kalbe kann sich noch gut an die Zugfahrt nach Westberlin erinnern.

Mit seiner Familie war er damals unterwegs, um in Berlin das erste Westgeld auszugeben. „Im Zug war es unglaublich voll. Die Leute standen in den Gängen“, erinnert er sich zurück. In Berlin kaufte er dann einen Wasserwaage.

Übrigens: Falls Sie noch Scheine und Münzen aus Zeiten der Deutschen Mark zu Hause haben, können Sie diese noch in Euro umtauschen. Der Umtausch ist noch in den Filialen der Deutschen Bundesbank (nächste Filiale ist in Magdeburg) unbegrenzt und kostenfrei möglich.

Der feste Wechselkurs, nach dem sich der Umtausch richtet, ist 1 Euro gleich 1,95583 Deutsche Mark. Manchmal akzeptieren Einzelhändler oder Handelsketten im Rahmen von Sonderaktionen auch die Deutsche Mark als Zahlungsmittel, so wie C&A oder die Telekom. Wie viel Deutsche Mark noch zwischen Sofaritzen oder unter Matratzen gehortet werden – oft auch unwissentlich, kann nur geschätzt werden.

Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank (Stand Dezember 2014) wird davon ausgegangen, dass noch 13 Milliarden D-Mark im Umlauf, also noch nicht umgetauscht, sind.