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Wanderfische Lachse kehren zurück

Immer mehr Lachse kehren in die Nuthe bei Zerbst zum Laichen zurück. Das Wanderfischprogramm zeigt Erfolge.

Von Daniela Apel 14.12.2016, 00:01

Zerbst l Es sei ein „erhabenes Gefühl“, einen solch imposanten Lachs in Händen zu halten, erklärt Kurt Zebisch lächelnd. „Anfangs wollten wir nicht glauben, dass das System funktioniert“, gesteht der passionierte Petrijünger. Inzwischen sind er und die anderen Sportsfreunde des Anglervereins Zerbst von dem Wiederansiedlungsprogramm überzeugt, das sie tatkräftig unterstützen.

Bei dem Projekt kooperieren das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und der Landesanglerverband mit dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow. Ziel ist es, Meerforellen und Lachse in die Flüsse und Bäche zurückzuholen, in denen sie einst heimisch waren, aber nach dem Einbau von Wehranlagen verschwanden. „2009 fand der erste Besatz in der Nuthe statt“, erzählt Institutsmitarbeiter Ingo Borkmann. Seither wurden jährlich tausende winzige Lachse und Meeresforellen an ausgewählte Stellen des Fließgewässers ausgesetzt. In den Nutheläufen in und um Zerbst sollten sie eine neue Kinderstube finden und heranwachsen, um im Frühjahr abzuwandern – während die Forellen in der Nordsee verbleiben, ziehen die Lachse bis in den Atlantik weiter, bevor sie schließlich zum Laichen in die Nuthe zurückkehren.

Seit 2011 konnten 49 Lachse und 78 Meerforellen nachgewiesen werden, die den mühsamen Weg zur Fortpflanzung auf sich nahmen. Weitere eindrucksvolle Exemplare kommen gestern hinzu. „Dieses Jahr führen wir nur eine Befischung durch, sonst haben wir die Nuthe zwischen Oktober und Weihnachten regelmäßig durchgefischt“, erklärt Ingo Borkmann. Er erzählt von dem Videosystem mit vier Kameras, das im September bei Niederlepte installiert wurde und fortan ebenfalls zur Auswertung herangezogen wird.

Doch schon die aktuellen Fangergebnisse bestätigen die stetig steigende Tendenz bei den Rückkehrern. „Für dieses kleine Gewässer sind wir mehr als zufrieden“, formuliert es Ingo Borkmann. Spürbar erschöpft berichtet er von „600 Metern Fischalarm“ oberhalb der Amtsmühle. Mehrere stattliche Exemplare holen er und sein Kollege Robert Frenzel dort aus der Nuthe.

Sie erzeugen ein Stromfeld, das die Fische elektrisch betäubt. „Aus Angst machen sie einen Sprung“, schildert Kurt Zebisch, wie sie kurz an die Oberfläche kommen. „Dann bleiben nur Sekunden, um sie einzufangen.“ Das geschieht mit einem Kescher. An Land werden die Lachse und Meerforellen vermessen, das Gewicht ermittelt sowie das Geschlecht festgestellt, bevor sie eine Markierung erhalten. Zudem wird zur weiteren genetischen Untersuchung ein kleines Flossenstück abgetrennt.

„Am Flossenschnitt erkennen wir auch, ob es sich um besetzte Fische handelt oder bereits um Nachkömmlinge“, erzählt Ingo Borkmann, dass 2012 die ersten Laicherfolge in der Nuthe verzeichnet werden konnten. Beim ersten Lachs, den sie oberhalb der Buschmühle fangen, handelt es sich um einen Rückkehrer – ein Männchen von 83,5 Zentimetern Länge, das fast 4,3 Kilo auf die Waage bringt und Kurt Zebisch stolz präsentiert, ehe es wie alle Fische wieder ins Wasser entlassen wird.