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Weihnachtsmarkt Vor aller Augen unsichtbar

2007 bauten Köthener Tischler einen Schwibbogen für Zerbst. Leser fragten sich, wo der nur geblieben sei. Die Lösung: Er ist noch immer da.

Von Sebastian Siebert 07.12.2016, 00:01

Zerbst l Der Zerbster Reinhard Ribbe fragte bei den Zeitungschefs der Volksstimme nach, wo denn der Schwibbogen in Zerbst geblieben sei. Der sei einst für den Zerbster Weihnachtsmarkt im Rahmen des Tagesaufgabe der Sendung „Mach dich ran“ gebaut worden.

Auch Hans-Joachim Heinemann fragt: „ Wo ist der Schwibbogen, der von ‚Mach Dich Ran‘ aufwendig als Tagesaufgabe organisiert und nicht ohne Schweiß an einem Tag hergestellt wurde. Muss eigentlich alles, was kostenlos organisiert wird, weil in vielen Vereinen das Geld fehlt, dann so sorglos damit umgegangen werden?“, fragt er kritisch. „Mein Vorschlag ist, den Schwibbogen künftig wieder als Eingang zum Weihnachtsmarkt auf der Schloßfreiheit zwischen den beiden Gebäuden am Zugang zum Kirchhof aufzustellen.“

Bei der Tagesaufgabe geht es darum, dass das Fernsehteam es innerhalb eines Tages schafft, eine Aufgabe umzusetzen. Damals, 2007, bedurfte es einiger Schützenhilfe aus Köthen. Dort bauten Tischler den übermannshohen Bogen und stellten ihn in den Abendstunden vor dem Zerbster Weihnachtsmarkt auf. Dieser fand noch in der St. Nicolaikirche statt, organisiert vom Stadtverein City 2000. Tom Hebäcker war Mitglied und erinnert sich an die Geschichte noch genau. Auch daran, dass es nur der blanke Bogen war, der zunächst errichtet wurde. Klaus Grigoleits Firma Askom Werbung lieferte später die Aufschrift, „und ich glaube Paul Lindau sorgte für die Beleuchtung“, so Hebäcker.

Damit war die Tagesaufgabe erfüllt. Im darauf folgenden Jahr wurde der Schwibbogen noch einmal wieder aufgestellt, dann nicht mehr.

Im Volksstimme-Archiv findet sich aus dem Jahr 2010 ein Interview des damaligen Volksstimme-Volontärs und heutigen Redakteurs Tobias Dachenhausen, dass er mit Tom Hebäcker führte. Schon damals leitete er die Anfrage von Lesern an ihn weiter, ob denn der Schwibbogen wieder zum Weihnachtsmarkt aufgebaut werde. Hebäcker sagte damals, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei.

Man wolle ihn gern aufbauen, wisse aber nicht wohin damit. Zudem gebe es keine Möglichkeit, den Bogen zu befestigen.

Aufgebaut wurde er wohl nicht und blieb seitdem eingelagert. Das sei er noch heute. Das größte Problem sei immer gewesen, den Bogen aufzubauen, verriet Tom Hebäcker gegenüber der Volksstimme. Der Bogen bestehe aus so vielen Einzelteilen, dass der komplette Aufbau sich als sehr kompliziert erweise. Als Eingang sei der Bogen auch zu klein, der Durchlass würde keiner Bestimmung entsprechen, fügte er an. Doch seit Jahren ist der Bogen auf jedem Weihnachtsmarkt dabei - wenn auch nur ein Teil von ihm.

Auch, wenn der Weihnachtsmarkt längst nicht mehr vom mittlerweile aufgelösten Verein City 2000 organisiert wird, sondern vom eigens gegründeten Weihnachtsmarktverein, hat das Schmuckstück, das zu einem Teil des Zerbster Kollektivgedächtnisses geworden ist, einen eigenen Platz bekommen. „Ein Teil des Bogens schmückt die Bühne“, so Tom Hebäcker. Der Bogen sei wie alle anderen Marktutensilien auf dem Flugplatzgelände eingelagert. Der obere Teil werde nun immer an der Bühne in der Bartholomäikirche befestigt. Dort ist er für alle Augen sichtbar. Er war nie weg. Er wurde nur nicht wahrgenommen.