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Eine Spende fürs Leben

13.05.2011, 08:14

Über 4 000 Spenderorgane werden in Deutschland jährlich transplantiert – eindeutig zu wenig, denn dreimal so viele Menschen warten auf ein lebensrettendes Organ.

"Meinen Sohn Mika kann ich nur aufwachsen sehen, weil jemand anderes einen Organspendeausweis ausgefüllt hat", sagt Bruno Kollhorst. Der heute 36-jährige Experte für Organspende bei der Techniker Krankenkasse (TK) brach vor fünf Jahren das erste Mal im Büro zusammen. Aussage der Ärzte: Das Herz brachte nur noch zwölf Prozent seiner Leistung. Es folgten diverse Klinikaufenthalte und ein Schlaganfall, bis 2006 der erlösende Anruf kam: Im September desselben Jahres bekam Bruno Kollhorst ein neues Herz. Von wem, weiß er nicht. "Da die Organspende in Deutschland anonym abläuft, weiß ich nur, dass mein Spender männlich und etwa in meinem Alter war."

Damit den rund 12 000 Menschen, die in Deutschland auf ein Organ warten, ebenso geholfen wird, setzt Bruno Kollhorst sich für mehr Aufklärung ein, denn es fehlt an öffentlicher Präsenz. Dabei kann jeder Mensch anderen mit seinem Körper bis zu achtmal helfen. Neben dem Herzen können mittlerweile auch beide Lungenflügel, beide Nieren, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und der Dünndarm verpflanzt werden.
Gewebespenden wie Augenhornhaut, Teile der Haut und Knochengewebe sind ebenfalls möglich. Seit rund 50 Jahren sind Organspenden ein bewährtes Verfahren der medizinischen Versorgung und somit längst Routine. Trotzdem eint viele Menschen die gleiche Sorge bei der Frage, ob sie Organe spenden wollen oder nicht: Wird im Notfall noch alles getan? Oder geht es nur noch um mein Spenderorgan?

Wann stellen sie die Maschinen ab?
Erst nach zweifelsfreier Hirntod-Diagnose werden die Spenden entnommen. Der medizinische Ablauf ist dabei immer gleich. Der Arzt stellt zuerst die Art der Hirnschädigung fest, die durch äußere Verletzungen oder durch Sauerstoffmangel entstanden sind. Danach schließt er aus, dass durch eine Medikamentenvergiftung Symptome des Hirntods vorgetäuscht werden. Dann testet er eine Reihe von Reflexen des Körpers, die direkt über das Gehirn laufen, etwa Pupillen-, Schluckund Atemreflex. Die Nichtfunktion muss als unumkehrbar bewiesen werden. Der Hirntod ist eine der sichersten Diagnosen in der Medizin, denn Hirnzellen können nur drei Minuten ohne Sauerstoff existieren. Zwei Experten weisen den Tod unabhängig voneinander nach. Während der gesamten Zeit bleibt der Kreislauf des Verstorbenen durch Beatmung und Medikamente künstlich erhalten. Erst nach endgültiger Diagnose entnimmt der Arzt die Organe. Um Organspender zu sein, ist kein ärztlicher Check notwendig. Einfach den Ausweis ausfüllen (unten rechts) und bei sich tragen – am besten zusammen mit dem Personalausweis.

Birgit Blome, Bereichsleiterin Kommunikation bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), unterstützt die Aufklärung: "Oberstes Ziel der Ärzte im Krankenhaus ist es immer, das Leben der Patienten zu retten. Eine Organspende kommt nur dann infrage, wenn der Hirntod festgestellt wurde." Die DSO unterstützt seit mehr als zwanzig Jahren die Organspende in Deutschland. Sie ist offizielle Koordinierungsstelle und verbindende Institution zwischen allen Krankenhäusern mit Intensivstation und den Transplantationszentren. Die Techniker Krankenkasse (TK) ist Kooperationspartner der DSO und unterstützt die Stiftung bei der Aufklärung rund um das Thema Organspende – mit gemeinsamen Anzeigen und Aktionen, wie dem Organspendedialog, der bereits zwei Mal in Hamburg stattfand. TK und DSO geben den 12 000 Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan mit dieser Veranstaltung ein Gesicht und werben zudem für Organspende.

Neues Herz, alter Job
Ein Großteil der herztransplantierten Menschen kehrt nicht ins Berufsleben zurück. Nicht so Bruno Kollhorst. Sein Arbeitgeber, die TK, setzte sich dafür ein, dass ihr Mitarbeiter nicht für erwerbsunfähig erklärt wurde. "Für mich war von Anfang an klar, dass ich wieder arbeiten will. Nach drei Monaten war ich wieder bei Vollzeit", erzählt Kollhorst. Heute gibt der TK-Mitarbeiter seine Kraft nicht nur an seine Familie weiter, sondern auch an seinen Arbeitgeber. Er ist TK-Experte zum Thema Organspende. Und wer wäre dafür besser geeignet als er? Schließlich fühlt er jeden Tag, was es heißt, durch die Organspende eines anderen Menschen am Leben zu sein.