Viel Platz für historische Autos

Silstedt/Wernigerode l An der Wand hängt dicht an dicht das Werkzeug – Zangen, Hämmer, Lötkolben, Schraubenschlüssel in verschiedenen Größen. Vor dem Tresen aus schwerem, dunklen Holz steht eine silberfarbene Simson. „Dieser Raum war als erstes fertig“, erklären Heike und Holger Herre. Die Chefin der Wernigeröder Oldtimerfreunde richtet zusammen mit ihrem Mann und den Söhnen das Anwesen neben ihrem Wohnhaus in Silstedt her, um die Fahrzeugsammlung der Familie unterzubringen.

Die Herres haben im Frühjahr 2014 das rund 4000 Quadratmeter große Grundstück mit Haus und Nebengebäuden gekauft – „kurzentschlossen“, so das Ehepaar. Heike Herres Eltern wohnen nun dort, außerdem ist Platz für elf Autos, rund 80 Motorräder sowie viele Sammlerstücke wie Bohrmaschinen, Werkzeug und Fahrzeuganhänger. All dies wollen die Herres in den Nebengebäuden mit Scheune, Kuhstall und Kornspeicher unterbringen.

Bisher lagerten ihre Schätze in einer gemieteten Halle im Wernigeröder Stadtfeld. „Doch man schläft ruhiger, wenn man die Fahrzeuge zu Hause hat“, sagt Heike Herre, die sich noch gut an einen Einbruchsversuch im bisherigen Domizil erinnert. Damit das möglich wird, hat die Familie viel Zeit und Energie aufbringen müssen. „Hier lag zwei Meter hoch das Stroh“, erinnert sich Heike Herre mit Blick auf den Teil der Scheune, in dem zwischenzeitlich die Ersatzteile lagern. Auch finanziell ist der Ausbau ein Kraftakt. Zwischen 50 000 und 60 000 Euro hat die Familie bisher investiert, schätzt Heike Herre. „Die meisten Arbeiten erledigen wir selbst. Anders geht es gar nicht“, sagt sie. Dabei haben sie viel Hilfe von Familienmitgliedern und Freunden.

Erste Ergebnisse sind bereits zu sehen. Neben der Werkstatt in der ehemaligen Wagenhalle sind bereits im Kuhstall Autos – darunter das älteste Stück der Sammlung, ein DKW aus dem Jahr 1937 – untergebracht, die sorgfältig mit Bettüchern abgedeckt sind. Im Kornspeicher eine Etage höher stehen Motorräder entlang der Wände. Im Obergeschoss sollen weitere technische Geräte sowie historisches Spielzeug Platz finden. „Viele Kinder wissen gar nicht mehr, womit ihre Altersgenossen früher gespielt haben“, sagt Holger Herre.

Interessierte werden künftig die Gelegenheit bekommen, die Sammlung zu besichtigen. „Es soll ein Museum werden, aber es wird nicht ständig für die Öffentlichkeit geöffnet, sondern nur zu bestimmten Anlässen“, sagt Heike Herre.

Ein solcher ist das Erntedankfest, das am Sonnabend, 26. September, in Silstedt groß gefeiert wird – denn zugleich werden das 1020-jährige Bestehen des Dorfes und 25 Jahre Deutsche Einheit gefeiert. „Alle Vereine des Ortes wirken mit“, sagt Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz (CDU). Er ist froh darüber, dass die Herres nach dem Tod des Nachbarn das Anwesen übernommen haben. „Für den Ort ist das eine große Bereicherung.“