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Porträt des Weltmeisters Rosberg ein Formel-1-Champion mit Courage

Nico Rosberg zieht sich völlig überraschend aus der Formel 1 zurück. Auf dem Gipfel tritt der gebürtige Wiesbadener ab. Der frühere Dauer-Zweite hinter Mercedes-Rivale Lewis Hamilton geht als wahrer Sieger. Ein Champion mit Courage.

Von Martin Moravec und Christian Hollmann, dpa 02.12.2016, 14:07

Wien (dpa) - Diese Entscheidung von Nico Rosberg erfordert enorme Courage. Und die zeigt der gebürtige Wiesbadener. Gerade einmal fünf Tage nach seinem Gipfelsturm in der Formel 1 verkündet der neue Weltmeister seinen Rücktritt aus der Königsklasse des Motorsports.

Nur wenige Stunden vor der offiziellen Übergabe des Pokals in Wien gibt der neue Champion Rosberg seinen Rückzug bekannt. Wohlüberlegt, ausgeruht, mit Klasse.

"Ich spüre eine große Erleichterung. In den nächsten Wochen werde ich bestimmt noch mehr verstehen, was und wie dieses Jahr alles passiert ist. Danach werde ich das nächste Kapitel in meinem Leben aufschlagen", schrieb Rosberg bei Facebook. "Ich bin gespannt, was es bereit hält für mich..."

Das Kapitel Formel 1 hatte es in sich. Was Rosberg 2016 unter Beweis stellte, war enorm. Mit seinem Vermögen zur Selbstoptimierung erklomm er den Olymp für Formel-1-Fahrer - 34 Jahre nach seinem Vater Keke. Mit Präzision und Detailversessenheit arbeitete er an seinen Defiziten. Rosberg überwand seine vorübergehenden Schwäche bei Starts, tüftelte an Atmung und Schlafrhythmus.

Zudem wählte der 31-Jährige die für ihn perfekte mentale Marschroute, um den Formel-1-Gipfel zu erklimmen: nur von Rennen zu Rennen zu denken und dabei das Maximum herausholen. "So kann ich die beste Performance abliefern", erläuterte Rosberg wieder und wieder, der selbst im Finale von Abu Dhabi beharrlich und nervenstark auftrat. "Nico hat einen analytischen Geist", bescheinigte ihm Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einmal. Man könne ihn daher ruhig "Professor Rosberg" nennen.

Einen gewissen Anteil an seiner Entwicklung hat auch Rekordchampion Michael Schumacher. Als Rosberg 2010 zu den Silberpfeilen wechselte, war niemand Geringeres als der siebenmalige Weltmeister sein Teamkollege. Und von diesem konnte Rosberg einiges in Sachen Leidenschaft, Disziplin und Kampfgeist lernen.

Im vierten gemeinsamen Mercedes-Jahr schlug er endlich auch Hamilton. Rosberg hat damit das Image als ewiger Zweiter abgewendet. Außerdem konnte er aus dem Schatten seines Vaters Keke treten. Der Finne war 1982 minimalistisch mit nur einem einzigen Sieg zum Formel-1-Titel gerast. "Es war eine weise Entscheidung von ihm, mich meinen eigenen Weg gehen zu lassen", sagte Rosberg junior einmal über den Abnabelungsprozess vom bestimmenden Senior.

Rosbergs Herkunft unterscheidet ihn grundlegend von den Straßenkämpferfahrern wie Schumacher, Hamilton oder auch Vettel, die schon zu Beginn ihrer Kart- und Motorsportlaufbahn immer wieder von der bangen Existenzfrage geprägt waren. Weltmeistersohn Rosberg wuchs hingegen fern von finanziellen Sorgen im mondänen Monaco auf.

Doch der Familienvater ruhte sich nie aus. Enormer Ehrgeiz auf dem Asphalt und abseits der Strecke zeichnen ihn aus. Rosberg beherrscht fünf Sprachen fließend. Hätte es mit der Motorsportkarriere nicht geklappt, soll ihm am renommierten Imperial College in London ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik offengestanden haben.

Nach seinem Triumph in Abu Dhabi stürzte sich Rosberg in einen Partymarathon. Mit Vater Keke, Mutter Sina und Frau Vivian jubelte er über sein Meisterstück. "Ich und meine Frau freuen uns gleichermaßen, dass es Nico gut geht. Ganz einfach", sagte der Vater. Bei der ersten Umarmung der beiden nach dem Triumph konnte man sehen, wieviel Last von dem Junior abfiel. Nun freuen sich Vivian und die kleine Tochter Alaïa auf viel Zeit ihren Siegertypen.

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