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Im Aufwind Dunkel schimmernde Indiepop-Perlen von The Dears

Ihre Indiepop-Hymnen klangen einst zu groß für die Clubs, in denen sie spielten. Dann kam ihnen zeitweise die Inspiration abhanden. Nun hat sich die kanadische Band The Dears offenkundig wieder berappelt.

Von Werner Herpell, dpa 14.02.2017, 12:24

Berlin (dpa) - Es war zuletzt recht ruhig geworden um The Dears. Ihr Sänger konnte nicht nur eine bärenstarke Stimme und eine mächtige Statur sein Eigen nennen, sondern auch noch den besonders eindrucksvollen Namen Murray A. Lightburn - er wurde vermisst. Auch die blonde Keyboarderin/Sängerin Natalia Yanchak machte sich rar.

Seit dem Durchbruch der kanadischen Band mit "No Cities Left" (2004) und "Gang Of Losers" (2006) erschienen nur noch zwei, zudem auch schwächere Alben. Auf dem neuen Werk "Times Infinity" schimmern die dunklen Indiepop-Perlen mit Psychedelia- und Soul-Touch nun wieder ähnlich verführerisch wie zu Beginn der Dears-Karriere.

Der Plattentitel-Zusatz "Volume One" (Dangerbird/TheOrchard) legt zudem nahe, dass sich die fünfköpfige Truppe aus Montreal wieder ein flotteres Arbeitstempo verordnet hat. "Times Infinity Volume Two" soll für Ende Mai angedacht sein. Nimmt man die zehn Anfang Februar erschienenen Lieder als Grundlage, dann sind The Dears derzeit nicht nur wieder fleißig, sondern auch qualitativ im Aufwind.

Schon ihre besten Songs von Mitte der Nuller-Jahre wirkten auf kleinen Bühnen in Deutschland etwas deplatziert, so sehr hoben sie in Richtung Stadionrock ab. Und das ist in diesem Fall ausdrücklich als Kompliment gedacht - The Dears konnten große Melodien schreiben, die nicht mit hohlem Bombast, sondern mit tiefer Emotion aufwarteten.

Das neue, nunmehr sechste Studioalbum hat diese Faszinationskraft noch nicht wieder durchgehend. Aber immerhin schaffen es Yanchak und Lightburn - dessen Stimme gelegentlich an Damon Albarn (Blur) oder an Morrissey (The Smiths) erinnert - ein ums andere Mal, den Hörer mit empathischen Gesängen zu umarmen.

Der Opener "We Lost Everything" nimmt mit treibenden Rhythmen und funky Gitarre für sich ein, "I Used To Pray For The Heavens To Fall" ist wieder eine typische Dears-Hymne, "To Hold And To Have" eine schön vor sich hin walzernde Ballade. "Face Of Horrors" und "Hell Hath Frozen In Your Eyes" spiegeln schon in den Songtiteln die düstere Seite der Band. In diese dunklere Richtung soll es mit "Times Infinity Volume Two" weitergehen. Wir sind wieder gespannt auf The Dears.

Konzerte: 16.2. Berlin, Privatclub; 17.2. Hamburg, Nochtspeicher

Website The Dears