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Jazz & Klassik Ein schönes Paris-Souvenir von Sandro Roy

Paris und der Jazz - das ist eine lange Geschichte. Der junge deutsche Geiger Sandro Roy meidet auf seinem zweiten Album allzu ausgetretene Pfade und stellt sein großes Talent nachdrücklich unter Beweis.

Von Werner Herpell, dpa 31.01.2018, 15:30

Berlin (dpa) - Auf dem Cover ein attraktiver "Teufelsgeiger" vor dem Eifelturm, dazu ein Albumtitel wie "Souvenir de Paris": Die Klischee-Gefahren bei dieser Platte sind groß. Aber man sollte bei Sandro Roy genau hinschauen - und genau hinhören.

Denn erstens präsentiert sich der junge Violinist auf besagtem Albumcover nicht in einer eitlen Triumphpose, sondern mit scheu niedergeschlagenem Blick. Und der weltberühmte Turm ist lediglich wie ein Postkartenmotiv dezent schwarz-weiß hinter dem Musiker platziert. Ein neuer David Garrett mit breit ausgestellten Sonnyboy-Selbstbewusstsein will Loy also schon mal nicht sein.

Und die Musik: Wie bereits angedeutet, sie ist alles andere als aufgeplustertes Virtuosen-Gehabe eines jugendlichen Schönlings an der Geige. Sandro Roy - mit 23 Jahren der jüngste Spross einer  süddeutschen Sinti-Familie, aus der schon einige große Musiker hervorgegangen sind - ist ein hoch talentierter Instrumentalist, der sich hier Lieder mit einem gewissen Pariser (Jazz-)Flair aus verschiedenen Jahrzehnten vornimmt.

Mit Irving Berlins "Let's Face The Music And Dance" geht es los, "Waltz For Nicky" von Akkordeon-Großmeister Richard Galliano folgt bald darauf, außerdem Kompositionen weiterer französischer Ikonen wie Michel Petrucciani, Michel Legrand und natürlich  Jahrhundert-Jazzgeiger Stéphane Grappelli. Am Schluss spielt der Nachwuchsstar des Hamburger Labels Skip (Tingvall Trio) den Klassiker "With A Song In My Heart" von Rodgers/Hart.

Roy pflegt zwar auf seinem zweiten Album nach dem bereits stark gefeierten "Where I Come From" einen wunderbar leichten "french touch", ohne aber allzu sehr auf ausgetretenen Savoir-vivre-Pfaden herumzulaufen. Zumal er neben den Standards auch eine Eigenkomposition ("Souvenir de Paris") und Stücke von Jermaine Landsberger im Programm hat, dessen Trio hier neben Marcel Loeffler (Akkordeon) und Roby Lakatos (Violine) mitspielt.

Schon mit 13 Jahren war Sandro Roy Bundespreisträger beim Wettbewerb "Jugend musiziert" und ab seinem 15. Lebensjahr Schüler von Professor Jens Ellermann in München, der unter anderem Nigel Kennedy und Midori unterrichtete. Im Jazz-Bereich spielte er bereits mit Frankreichs Gypsy-Gitarren-Legende Biréli Lagrène zusammen. Mit "Souvenir de Paris" geht Roys künstlerischer Weg in Klassik und Jazz nun eindrucksvoll weiter.

Website Sandro Roy