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GoGo Penguin: Mit Nu-Jazz auf der Überholspur

Von Werner Herpell, dpa 10.02.2016, 05:00

Berlin (dpa) - Sie spielen Jazz für Leute, die eigentlich gar nicht unbedingt Jazz mögen: Drei (zumal für Musiker dieses Genres) noch ziemlich junge Typen aus Manchester, die sich den merkwürdigen Bandnamen GoGo Penguin ausgesucht haben.

Treibender oder auch gestrichener Standbass, elektronische und echte Schlagzeug-Grooves sowie teils fast schon kitschig-schöne Pianomelodien sind das Markenzeichen dieses mit dem Vorgänger v2.0 (2014) erstmals größer hervorgetretenen Trios. Nun also Man Made Object auf dem wohl berühmtesten Jazz-Label, nämlich Blue Note.

Dessen Präsident, der bekannte US-Musiker Don Was, soll über das für den renommierten britischen Mercury Prize nominierte v2.0 auf GoGo Penguin aufmerksam und zum Fan geworden sein. Da war er beileibe nicht der Einzige - die drei Nordengländer sind inzwischen eine echte Nu-Jazz-Attraktion.

Drummer Rob Turner, Bassist Nick Blacka and Pianist Chris Illingworth spielen in den zehn neuen Tracks ihre Stärken aus, die auch Live-Auftritte von GoGo Penguin prägen. Stellenweise hat ihre Musik eine Wucht wie von einer Rockband (vor allem das Schlagzeug macht richtig Druck), dann wieder laden lyrisch-verträumte Klavierpassagen zum angenehmen Wegdriften ein. Beide Elemente dieses Sounds prallen nicht hart aufeinander, sondern fließen ineinander oder lösen sich sanft ab. Sehr geschmackvoll, harmonisch und doch ambitioniert und stets virtuos, das Ganze - Fahrstuhl-Jazz wird daraus zum Glück nie.

Jederzeit offen in Richtung Neoklassik, aber auch Dubstep und Electronica (darin der tollen Modern-Jazz-Begleitband auf dem letzten David-Bowie-Album Blackstar nicht unähnlich), befleißigen sich GoGo Penguin einer sehr freien Definition ihres Stils: Jazz ist ein Kategoriesystem, das alles von Ornette Coleman bis zum Bigband-Swing von Robbie Williams umfasst, meint Turner. Die Leute messen diesem Kategoriesystem zu viel Bedeutung bei und liefern sich heftige Debatten darüber, wer wo einzuordnen ist. Wir ziehen es vor, uns darauf zu konzentrieren, großartige Musik zu schreiben. Gut gebrüllt, Pinguin!

Konzerte im April: 6.4. Hamburg, 7.4. Berlin, 8.4. Köln, 9.4. Frankfurt/Main, 10.4. München

Website GoGo Penguin

Label-Website