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CD-Tipp Großer Crooner-Pop von Cameron Avery

Auf eine Soloplatte des Bassisten der angesagten Elektro-Pop-Band Tame Impala hatte die Welt sicher nicht gewartet. Umso überraschender sind die zeitlos schönen Retro-Sounds von Cameron Avery.

14.03.2017, 07:00

Berlin (dpa) - Beim Debüt von Cameron Avery fühlt man sich ein wenig an die wundersame (Erfolgs-)Geschichte von Richard Hawley erinnert.

Gestartet als Begleitmusiker in einer erfolgreichen Band (Pulp), entdeckte der Brite Hawley vor 15 Jahren eher zufällig seine großartige Bariton-Stimme, nahm vorsichtig erste Alben auf, wurde immer besser und ist nun ein veritabler Star des Crooner-Pop im Stil von Roy Orbison oder Scott Walker.

Avery könnte es ähnlich ergehen. Den Tour-Bassisten der australischen Hipster-Band Tame Impala hatte bisher ebenfalls niemand auf dem Zettel.

Mit seinem Soloalbum "Ripe Dreams, Pipe Dreams" (Anti-/Indigo) erweist er sich nun wie Hawley als großer Balladensänger mit mächtiger Stimme, die gleichfalls an Walker, aber ebenso an Landsmann Nick Cave, die Tindersticks oder Lee Hazlewood erinnert (dessen Welthit "These Boots Are Made For Walking" Avery in "Dance With Me" zitiert).

Mit streichersatten Liedern wie "Wasted On Fidelity" oder "An Ever Jarring Moment", der wunderbaren Ballade "Big Town Girl" und dem beatlesken "The Cry Of Captain Hollywood" beweist der Mann aus Perth, dass er seine Sixties-Pop-Lektionen gelernt hat. "Disposable" mag ein etwas zu leichtgewichtiger Song sein, der zeigt, dass Hintergrundmusiker - wie seinerzeit auch Hawley - Reifezeit brauchen.

Nach dem Potenzial dieses ambitionierten Albums zu urteilen, sollte Cameron Avery sich die Zeit auf jeden Fall nehmen. Mit dem bombastischen Closer "C'est Toi" deutet der Australier nämlich sogar an, dass auch der Erfolgsweg von Josh Tillman alias Father John Misty in Reichweite liegt.   

Website Cameron Avery