1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik
  6. >
  7. Neue Cocoon-Compilation: Darf es etwas heftiger sein?

Techno-Label Neue Cocoon-Compilation: Darf es etwas heftiger sein?

Da ist noch ein bisschen Luft nach oben - zumindest was die Buchstaben-Nummerierung der neuen Coccon-Compilation angeht. Man ist jetzt bei P angelangt.

Von Christian Sundqvist, dpa 27.09.2016, 11:12

Hamburg (dpa) - Mitreißend, schön heftig und wie für die Tanzfläche gemacht - so einfach lässt sich die Compilation P vom Frankfurter Cocoon-Label in aller Kürze beschreiben.

Bereits seit dem Jahr 2000 bringt Cocoon, das von Sven Väth gegründete Techno-Label, eine jährlich erscheinende Compilation auf den Markt, deren einzelne Ausgaben einfach aufsteigend nach dem Alphabet benannt werden. Was vor 16 Jahren mit dem Buchstaben A mit einem hellen Cover und weißem Vinyl begann, ist aktuell beim Buchstaben P und der Farbe Magenta angekommen.

Und auch die Spielregeln dieser Compilation sind wunderbar einfach: Alle Künstler, außer einigen ganz wenigen und engen Cocoon-Familienmitglieder, dürfen nur ein einziges Mal unter ihrem Namen auf der Sampler-Reihe veröffentlichen. Alle enthaltenen Tracks sind dabei bisher unveröffentlicht und wurden exklusiv für die Compilation produziert.

Als Tonträger besteht die Wahl zwischen einer schicken sechsfachen Vinyl-Box und einer CD, die alle Stücke in einer, auf Grund der begrenzten Gesamtlaufzeit dieses Formates, manchmal verkürzten Version enthält. Der Anfangstrack der Compilation ist dabei nicht selten eine leicht bis mittelschwer gegen den Strich gebürstete Produktion, die Spannung erzeugt und die Aufmerksamkeit des Zuhörers einfordert.

Im vorigen Jahr wurde diese Aufgabe auf O kompetent von Roland M. Dill gelöst. Für die neue P-Compilation konnte Mirko Loko gewonnen werden, der mit Artificiel einen selbst in der Bassarbeit detailreichen und irgendwie verquer quietschenden Track abliefert, der dann während seiner knapp neunminütigen Laufzeit unerwartet mit Flächen um die Ecken kommt und damit für ein wenig Harmonie in dieser ansonsten faszinierend unruhigen Produktion sorgt.

Der Nachfolger Tesla Coil von Wouter de Moor ist ebenfalls ein leicht widerspenstiger und um sich selbst kreisender Tech House Track, der mit seinen aufgeblasenen Acid-Sounds erfreut, in der Mitte mit seinen verhaltenen Flächen ebenfalls so etwas wie Harmonie aufkommen lässt und seine Blicke schon sehr deutlich in Richtung des Tanzflurs schweifen lässt.

Den Dancefloor ganz fest im Blick haben dann Einzelkind & Robin Schulz. Ihr Stück n.2guts tanzt mit einer simplen und ständig gefilterten Melodie und einer einfachen Sequenz sehr gekonnt um einen stoisch vor sich hindröhnenden Bass herum. Wem das zu einfach und zu unkompliziert ist, der kann mit dem wie ein Uhrwerk tickenden und sperrigen Track Porridge von Alex Smoke vorliebnehmen. Wem wiederum selbst n.2guts zu kompliziert ist, der findet ganz sicher mit Alex Baus Stück The Whip, das auf einem ballernden Bass und einer supersimplen aus zwei Noten bestehenden Sequenz unaufhaltsam nach vorne stampft, seinen Meister.

Als ein weiteres Highlight folgt dann Dustin Zahn, der auf Sun Breaker eine gelungene und treibende Mischung zwischen knüppelnder Bass Drum und ausgefeilter und variantenreicher Produktion findet. Das gleiche gilt für Ilario Alicantes Track Rising Lines, der ebenfalls heftig stampfend nach vorne schiebt, aber mit seinem wunderschönen und erst recht spät einsetzenden Hauptthema noch für so einige Gänsehautmomente auf dem Dancefloor sorgen wird.

Der beste Track kommt dann interessanter und unüblicherweise ganz zum Schluss. All This For A Jump von Atelier Francesco ist eine eher düstere und trancige Nummer, die über zehn Minuten hinweg mit ihren hypnotischen Sounds und den effektiv positionierten Breaks und Sprachsamples das Club-Publikum zukünftig in den kollektiven Wahnsinn wiegen wird.

Back To Basics und Konzentration auf das Wesentliche scheinen die Leitgedanken der diesjährigen Compilation P zu sein. Die meisten Stücke liegen schön flott bei oder oberhalb von 125 Beats Per Minute, knallen mit einer fordernden Bass Drum straight nach vorne, reiten gerne mal mehr mal weniger variantenreich auf einem gut funktionierenden Hauptthema herum und sind gekonnt auf den Dancefloor und die Freude am zügellosen Tanzen fokussiert. In der Gesamtheit ergibt das die beste Cocoon-Compilation der letzten Jahre!

Website Cocoon