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Schweizer Album des Jahres One Sentence. Supervisor: Krautrock aus der Schweiz

Brillante psychedelische Rockmusik mit motorischem Groove - so etwas muss nicht unbedingt aus Großbritannien oder den USA stammen. Vorhang auf für One Sentence. Supervisor aus der direkten Nachbarschaft.

Von Werner Herpell, dpa 27.03.2017, 16:04
Mächtig groovend und hochmelodisch: One Sentence. Supervisor. Foto: Oh Sister Records
Mächtig groovend und hochmelodisch: One Sentence. Supervisor. Foto: Oh Sister Records dpa

Berlin (dpa) - Die Schweizer sind mächtig stolz auf diese Band und kürten "Temporärmusik 1-13" zu ihrem Album des Jahres 2016. Die Rede ist von One Sentence. Supervisor (wirklich echt nur mit dem Punkt in der Mitte), einem Quartett aus Baden im Kanton Aargau.

Und die Jungs haben jedes Lob verdient für ihre einfallsreiche, ausgefeilte Popmusik. Nun erscheint die hinreißende zweite Platte über Oh Sister Records/Cargo zum Glück auch noch in Deutschland.

Sie dürfte jeden begeistern, der auf elektronisch angehauchte, dezent psychedelische, vom Krautrock-Beat angetriebene, ausufernde Postrock-Songs steht. Hat da eben jemand The War On Drugs gesagt? Ja, wie eine europäische Variante dieser US-Überflieger des Jahres 2014 klingen One Sentence. Supervisor.

Schon für ihr Debüt "This Heavy Sea" (2013) erhielt die Band um den Gitarristen und Sänger Donat Kaufmann den Preis "Schweizer Album des Jahres" vom Radiosender SRF 3 Virus. Es folgten Konzerte von Ungarn bis China, bei denen sich OSS viel Live-Routine für ihre mächtig groovende, hochmelodische Musik holten.

Man höre sich jetzt nur neue Songs an wie "Oh What An Empire", das mit einer nahöstlichen Melodie brillierende "Scope Explosion", das motorische "Gurls Gurls Gurls", den lässigen Closer "Yélena" - und man kann sich gut vorstellen, dass diese junge Truppe auf der Bühne ein Ereignis ist. Das Tolle an "Temporärmusik 1-13" (der Albumtitel hört sich wohl nicht ganz zufällig an wie bei einer deutschen Krautrock-Combo der 70er): Hier gilt das Motto "All killer, no filler".

Dass die vier - neben Kaufmann noch Chen To (Gitarre), Koni (Bass) und Dominik Meuter (Schlagzeug) - aus der nicht gerade für ihre reichhaltige Rockszene bekannten Schweiz stammen, sollte man eigentlich schnell vergessen. Hören kann man es jedenfalls nicht (bis auf zwei, drei Schwyzerdütsch-Textzeilen). Aber der Frontmann weiß natürlich, dass manche Vorurteile hartnäckig sind: "Das ist schon eine Hürde, die wir noch nehmen müssen."

Kaufmann fügt im SRF-Interview hinzu: "Viele Schweizer Acts gehen erst mal nach Berlin oder so, weil sie denken, hier klappt es nicht. Wenn das aber alle machen, die wirklich etwas mit Musik erreichen wollen, passiert halt hier nichts. Es braucht mehr Leute, die in der Schweiz Sachen machen."

Soviel Selbstbewusstsein kann sich Kaufmann (auch als Sänger mit smarter, angenehmer Stimme übrigens erste Liga) durchaus leisten. Von One Sentence. Supervisor dürfen wir noch eine Menge erwarten.

Website One Sentence. Supervisor

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