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Alte Hits, neues Gewand The Cranberries: Akustischer Höhenflug

Ihre größten Erfolge haben The Cranberries in den 90er Jahren gefeiert. Ein Comeback-Album vor fünf Jahren hatte nicht den gewünschten Erfolg. Jetzt aber meldet sich die irische Band stark zurück.

Von Wolfgang Marx, dpa 03.05.2017, 10:21

Berlin (dpa) - The Cranberries haben die Streicher rausgeholt und ihre alten Hits mit Geigen, Cello und Bratsche neu aufgenommen. Dabei müssen die männlichen Mitglieder der irischen Band auf den offiziellen Fotos gar nicht so sehr ernst blicken, denn das Unplugged-Experiment mit dem Irish Chamber Orchestra ist durchweg gelungen.

An Best-of-Alben herrscht im Oeuvre der Cranberries kein Mangel - gleich zweimal haben sie ihre Erfolge bereits kondensiert. Und nun ein drittes Mal "Zombie", "Linger" oder "Salvation"? Da ist eigentlich nicht mehr viel zu holen. Zumal die Band in den letzten 16 Jahren, bedingt natürlich auch durch die zeitweilige Auflösung, mit "Roses" (2012) nur ein neues Album veröffentlicht hat, das zudem hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.

Aber wenn man es so anstellt wie auf "Something Else", dann macht das durchaus Sinn. The Cranberries sind eine Band der 90er Jahre, die die Balance zwischen Indie-Attitüde und Mainstream-Erfolgen ziemlich gut hinbekommen hat. Warum also nicht an diese Zeit anknüpfen, um einen neuen Schritt zu wagen.

Und mit "Something Else" feiern die Cranberries auch ein Jubiläum: Vor 25 Jahren erschien mit "Dreams" die erste Single der Band. Wenn das kein Grund zum Feiern ist...

Alter Wein in neuen Schläuchen - und der bekommt gut. Ihre zeitlosen Hits, die auch nach so langer Zeit nichts von ihrer Klasse verloren haben, gewinnen durch das Streichergewand eine völlig neue samtene Geschmeidigkeit, die ihnen gut zu Gesicht steht.

Zwar wurden die Ecken und Kanten dadurch poliert und abgefedert, aber die balladeske Kammermusik, mit der sich die Cranberries neu in Erinnerung rufen und neu erfinden, gewinnt dadurch eine zusätzliche Gefühlsnote. So herzzerreißend hat man "Zombie" wohl noch nie gehört. Geblieben ist dabei die außergewöhnliche und starke Stimme von Frontfrau Dolores O'Riordian, die auch dem watteweichen Sound ihren Stempel aufdrückt. Sehr soft, sehr smooth und kraftvoll zugleich.

Und drei neue - sehr, sehr melancholische - Songs hat die Band auch noch beigesteuert, die sich nahtlos in das neue Akustik-Universum einfügen. Von Schwermut ist "The Glory" geprägt, das letztlich aber in einer positiven Stimmung endet. "Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels, egal wie dunkel das Leben auch sein mag", sagte Dolores O'Riordan im Interview mit "Songfact".

Ganz dunkel bleibt dagegen die berührende Piano-Ballade "Rupture": "Du hast ein Loch in mein Herz gerissen", singt O'Riordan. Und mit dem schmerzvollen und sehr berührenden "Why?", in dem es um Verlust, Trauer und Tod geht, klingt "Something Else" schließlich aus. Keine Frage, mit den Cranberries ist wieder zu rechnen.

Website The Cranberries