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Trompeten-Talente: Jazz von Borochov und Dahanukar

Von Werner Herpell, dpa 08.09.2016, 09:49

Berlin (dpa) - Der deutsche Jazz-Trompeter Till Brönner genießt mit seinem neuen Album derzeit das Rampenlicht. Doch dahinter stehen große Talente an diesem traditionsreichen Instrument in den Startlöchern: Itamar Borochov und Martin Dahanukar.

Ein Sprössling der pulsierenden israelischen Jazz-Szene ist ITAMAR BOROCHOV, der in den Traditionen des Genres ebenso verwurzelt ist wie in der musikalischen Kultur seiner Heimat. Sein neues Album Boomerang (Laborie/Edel) wurde in Paris aufgenommen und in New York vom bekannten Toningenieur Brian Montgomery abgemischt - was einiges über die internationale Vernetzung des Trompeters aus Jaffa aussagt. Borochov hat schon mit vielen renommierten Musikern gespielt und bespielt im Big Apple die angesagten Jazz-Clubs.

Mit dem fantastischen Pianisten Michael King, dem Kontrabassisten Avri Borochov und Drummer Jay Sawyer verwebt der Israeli nun hochmelodischen Mainstream-Jazz mit dezenten nahöstlichen Ethno-Elementen. Für diese beiden Pole seiner Musik stehen Titel wie Shimshon (eine wunderschöne, fast zehnminütige Elegie) oder Adon Olam auf der einen Seite, das quirlige Jones Street oder Wanderer Song auf der anderen. 

Borochovs lässige Crossover-Mentalität erinnert dabei an seine beiden Landsleute mit dem identischen Namen Avishai Cohen - an den erst kürzlich groß herausgekommenen Trompeter ebenso wie an den schon länger populären Bassisten. Boomerang ist ein herausragendes Album, das auf mancher Jazz-Bestenliste für 2016 auftauchen könnte.

Mit einem sehr lyrischen, gefälligen, aber nie in Fahrstuhlmusik abdriftenden Stil beeindruckt auch der indisch-schweizerische Trompeter MARTIN DAHANUKAR auf Traumesrauschen, seinem zweiten Album für das Hamburger Label Skip. Wie bei so vielen jüngeren Musikern klingt in den teils kurzen, aber auch mal gut sieben Minuten langen Kompositionen des öfteren das ewige Vorbild Miles Davis durch - etwa wenn der Musiker aus Bern mit regenverhangen romantischen Klängen an den berühmten Soundtrack des Louis-Malle-Filmklassikers Fahrstuhl zum Schafott erinnert.

In Noir Est la Mer treten Latin-Rhythmen hinzu, hier wird Dahanukars Sound regelrecht tanzbar. L'Eclisse Tout Autour De Nous ist eine kunstvoll verschachtelte Ballade. Bildhafte Musik, beeinflusst von besonderen menschlichen Begegnungen oder unvergesslichen nächtlichen Stimmungen möchte der Trompeter mit seinen drei Bandkollegen Michael Haudenschild (Piano), Philipp Moll (Standbass) und Willy Kotoun (Percussion) erschaffen.

Den etwas beliebigen Jazz-Rock des Debüts Scent Of Jungle lässt Dahanukar hier definitiv hinter sich. Und mit Salaam Bombay schickt er zum Abschluss noch einen melancholischen Gruß an das Land seiner Wurzeln.

Website Itamar Borochov

Website Martin Dahanukar

Itamar Borochov baut nahöstliche Ethno-Elemente ein. Foto: Jean-Baptiste Millot
Itamar Borochov baut nahöstliche Ethno-Elemente ein. Foto: Jean-Baptiste Millot
dpa