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Deutscher Erzbischof Müller zum Kardinal erhoben

22.02.2014, 07:30

Rom - Zwei Päpste im Petersdom: In Anwesenheit seines Vorgängers Benedikt XVI. hat Franziskus in einem feierlichen Akt 19 neue Kardinäle erhoben, darunter den deutschen Erzbischof Gerhard Ludwig Müller (66).

Der Präfekt der mächtigen Glaubenskongregation rückte damit in den hohen Kreis der engen Berater des Papstes auf.

Zu dem Konsistorium genannten Kardinalstreffen war völlig überraschend auch der vor einem Jahr zurückgetretene Benedikt erschienen, eingeladen von seinem Nachfolger. Franziskus umarmte Benedikt, der erstmals wieder öffentlich auftrat und bei der Begrüßung demütig und gebeugt sein weißes Scheitelkäppchen abnahm. Im Dom kam Beifall für Joseph Ratzinger (86) auf, der zurückgezogen im Vatikan lebt. Franziskus verabschiedete ihn mit einem Händedruck.

Franziskus setzte in dem Konsistorium Müller das rote Birett auf, übergab ihm den Kardinalsring und machte ihn traditionsgemäß zum Schirmherrn einer Titelkirche in Rom. Er leitete erstmals als Papst diese Vollversammlung der Kardinäle. Mit Müller gibt es jetzt zehn deutsche Kardinäle in dem Beratergremium, das bei einer Papstwahl abstimmt. Die Deutsche Bischofskonferenz gratulierte Müller zu der Auszeichnung. Seine herzliche Art und klare Position seien bekannt.

"Die Kirche braucht euch", rief Franziskus seine Purpurträger dazu auf, Mut zu haben und Anteilnahme zu zeigen, vor allem angesichts des Leids in vielen Ländern und der Verfolgung von Christen. "Die Kirche braucht uns auch, damit wir Männer des Friedens sind und Frieden stiften", sagte er nachdrücklich. Franziskus betete für den Frieden der Völker, "die von Gewalt und von Krieg heimgesucht sind".

Bei einer Messe rief Franziskus die Purpurträger zu Einheit und Demut auf. "Der Kardinal tritt in die Kirche Roms ein, nicht in einen Hofstaat", mahnte Franziskus eindringlich, "vermeiden wir alle höfischen Gewohnheiten und Verhaltensweisen wie Intrigen, Tratsch, Seilschaften, Günstlingswirtschaft, Bevorzugungen", sagte Franziskus im Petersdom. "Liebe Mitbrüder Kardinäle, bleiben wir in Christus und untereinander geeint", forderte er sie auf.

Der Papst führte bei dem Konsistorium auch eine Tradition seiner Vorgänger fort: 16 der neuen Kardinäle sind mögliche Papstwähler - doch zusätzlich wurden drei weitere verdiente Kirchenmänner in den Kardinalsstand erhoben, die bereits älter als 80 sind. Sie könnten damit bei einer eventuellen Papstwahl nicht mit abstimmen. Insgesamt gibt es jetzt 218 Kardinäle, davon 122 Papst-Wähler.

Für Müller, den aus Mainz stammenden ehemaligen Bischof von Regensburg, der seit Mitte 2012 als einer der Nachfolger Ratzingers die Glaubenskongregation leitet, war die Kardinalsernennung eine Frage der Zeit. Ins Gremium der Papstberater stieg auch der von Franziskus ernannte Staatssekretär Pietro Parolin auf. Viele neue Kardinäle kommen aber von weit her, vor allem aus Lateinamerika.

Die anderen deutschen Purpurträger sind der Kölner Joachim Meisner, der Mainzer Karl Lehmann, Reinhard Marx aus dem Erzbistum München und Freising, dessen Amtsvorgänger Friedrich Wetter sowie der Berliner Rainer Maria Woelki. Dazu kommen die Kurienkardinäle Walter Kasper, Paul-Josef Cordes, Walter Brandmüller und P. Karl Becker.