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Bischöfe diskutieren über wiederverheiratete Geschiedene

11.03.2014, 05:53
Bischöfe unterhalten sich während der Frühjahrs-Vollversammlung im Innenhof des St.-Paulus-Doms in Münster. Foto: Rolf Vennenbernd
Bischöfe unterhalten sich während der Frühjahrs-Vollversammlung im Innenhof des St.-Paulus-Doms in Münster. Foto: Rolf Vennenbernd dpa

Münster/Rom - Vor der mit Spannung erwarteten Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ist die Diskussion um neue Wege in der katholischen Kirche wieder aufgeflammt. Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper empfahl eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten.

Das könnte nach einer Periode der Buße der Fall sein, "denn es ist doch unvorstellbar, dass ein Mensch in ein schwarzes Loch fallen kann, aus dem Gott ihn dann nicht mehr herausziehen kann", sagte der vom Papst geschätzte Kardinal der römischen Zeitung "La Repubblica" (Dienstag). Jede Sünde könne vergeben werden - wobei er nicht die Lehre der Kirche ändern wolle.

Eine Wiederheirat nach einer Scheidung gilt in der katholischen Lehre als Sünde. In der Bischofskonferenz gibt es seit längerem Bestrebungen, zu barmherzigeren Lösungen zu kommen, im Einklang mit den Dogmen der Kirche. Denn viele Betroffene fühlen sich ausgegrenzt. Die mächtige Glaubenskongregation in Rom beobachtet dies jedoch mit Skepsis - und nach wie vor auch einige deutsche Bischöfe.

Die diskutierten am zweiten Tag ihrer Vollversammlung in Münster über dieses Thema und andere grundsätzliche Herausforderungen für die Kirche, ohne Beschlüsse zu fassen. Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa sagte, er sei gegen pauschale Lösungen, sondern vielmehr für die genaue Betrachtung der Einzelfälle. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte, mehr Wert auf andere weltkirchliche Fragen wie Flüchtlingspolitik, Umweltschutz oder Menschenrechte zu legen.

Die Beratungen dienten der Vorbereitung für die Wahl eines neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, die an diesem Mittwoch ansteht. Der bisherige Vorsitzende, der 75-jährige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, kandidierte nach sechs Jahren aus Altersgründen nicht noch einmal. Wer seine Nachfolge antritt, ist offen. Mehr als ein halbes Dutzend Kandidaten werden gehandelt, darunter der Münchener Kardinal Reinhard Marx, sein Berliner Amtsbruder Rainer Maria Woelki, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode und der Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wünscht sich einen mutigen Nachfolger für Zollitsch. Der neue Vorsitzende solle Signale von Papst Franziskus aufnehmen und Reformwillen zeigen, sagte Kretschmann in Stuttgart. "Als Katholik und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken möchte ich eine Situation, in der katholische Glaubenshaltungen und Lehramt übereinstimmen."

Woelki wandte sich in einem Gottesdienst beim Bischofstreffen gegen Sterbehilfe und rief die katholische Kirche auf, von ihrer Position in dieser heiklen Frage nicht abzurücken. "Es kann an dieser Stelle für uns keinen Kompromiss geben", sagte er. "Aktive Sterbehilfe ist Tötung auf Verlangen beziehungsweise Beihilfe zur Selbsttötung, eine "Hilfe", die diesen Namen nicht verdient, weil sie nicht das Leben, sondern den Tod anstrebt." Nötig sei vielmehr eine intensive Sterbebegleitung.

Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) teilte in Münster mit, dass im August fast 50 0000 deutsche Messdiener nach Rom pilgern und von Papst Franziskus auf dem Petersplatz zu einer Audienz empfangen werden. Zuletzt hatte es eine Ministrantenwallfahrt dieser Größenordnung 2010 gegeben.