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Aufgespießt Drauf gespuckt oder: Die Stunde der Rotzbengel

Von Michael Bock 01.07.2014, 03:27

Brasilia l Diese Rotzbengel! Sie tun es schon wieder. Jetzt in Brasilien. Lamaeske Momente vor einem Milliardenpublikum. Kaum ist der Rasen betreten, schneuzen die WM-Fußballer auf das Grün. Da bleibt einem glatt die Spucke weg. Warum machen die das nur?

Schon in der Antike wurde gespieen, was die Mundhöhle hergibt. Abergläubische Menschen meinten, sie könnten so Unheil abwehren. Das Spucken ins Gewand war auch eine Demutsgeste, die vor Überheblichkeit und dem Neid der Götter schützen sollte. Da sich heutzutage manch ein Fußball-Millionario selbst wie der Herrscher des Olymps fühlt, dürfte die Sache mit Größenwahn und Göttern keine große Rolle mehr spielen. Was aber dann?

Auch wenn es schwer zu schlucken ist: Es gibt wirklich eine medizinische Ausrede. Die geht so: Wenn die Kicker übers Feld rennen, wird ihr Speichel zu einer schleimigen Masse - und die muss raus. Das erklärt aber nicht, warum Einwechselspieler schon auf den Rasen spucken, bevor sie den Ball auch nur angetippt haben. Überhaupt: Warum spucken Frauen viel seltener? Sportpsychologen meinen: Die Rasen-Spuckerei ist reines Macho-Gehabe. Die Kicker markieren ihr Revier. Sie bauen Frust ab. Tatsächlich ist es so, dass die Funktionstauglichkeit der Speicheldrüsen oft nach missratenen Aktionen demonstriert wird.

Und die Spuckerei ist ein Signal an den Gegner: Lass mich bloß in Ruhe, sonst mach´ ich dich nass! Der Aufreger ist bis heute die fiese Spuck-Attacke des Niederländers Frank Rijkaard auf Rudi Völler beim WM-Achtelfinale 1990. Die Deutschen spuckten drauf - und wurden Weltmeister.