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Dobrindts Maut-Pläne stoßen auf erhebliche Bedenken

07.07.2014, 05:44

Berlin - Die Pläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) für eine Pkw-Maut auf allen deutschen Straßen stoßen auf erhebliche praktische Bedenken.

In Grenzregionen werden Sorgen vor negativen Folgen für Pendler und die Wirtschaft laut. Gegen die Kontrolle einer allgemeinen Vignettenpflicht durch die Polizei machen deren Gewerkschaften Front. In der schwarz-roten Koalition meldet jetzt vor allem die CDU deutliche Kritik an.

Dobrindts Vorschlag gehe über den Koalitionsvertrag hinaus, weil die Maut nicht nur für Autobahnen gelten solle, sagte der CDU-Bundesvize und nordrhein-westfälische Landeschef Armin Laschet der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Er hat die Wirkung eines Eintrittsgeldes für alle, die mit dem Auto nach Deutschland kommen." Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder kritisierte: "Es kann nicht sein, dass die junge Familie aus Luxemburg, Ostbelgien oder Frankreich für den Wocheneinkauf oder den Restaurantbesuch im benachbarten Rheinland-Pfalz bis zu 100 Euro Eintritt zahlen muss."

Dobrindts Konzept sieht ab 2016 eine Infrastrukturabgabe für das gesamte Straßennetz vor. Dafür sollen Vignetten verkauft werden, deren Preis sich nach Öko-Klassen und Hubraum der Pkw richtet. Inländische Fahrzeughalter sollen die Vignette automatisch erhalten. Im Gegenzug sollen sie über eine geringere Kfz-Steuer voll entlastet werden. Ausländische Fahrer sollen Vignetten an Tankstellen und im Internet kaufen. Davon erwartet Dobrindt nach Abzug der Kosten jährliche Einnahmen von 600 Millionen Euro für Straßen-Investitionen.

CDU-Bundesvize Thomas Strobl kritisierte, es dürfe nicht passieren, dass Fahrzeuge mit einem Gewicht zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen ganz durchs Raster fielen. "Es wäre doch verrückt, wenn Kleintransporter weder die Pkw- noch die Lkw-Maut zahlen müssten", sagte Strobl der "Stuttgarter Zeitung" (Mittwoch). Der Vorsitzende des Bundestags- Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), pochte dagegen darauf, für Wagen mit mehr als 3,5 Tonnen keine Maut zu kassieren. "Uns liegen die Handwerker und der Mittelstand besonders am Herzen."

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) sagte den "Ruhr Nachrichten", die Wirtschaft im kleinen Grenzverkehr würde durch eine Maut auf allen Straßen ausgebremst. Der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK) hat die Sorge, dass eine Maut in Deutschland schlecht in Europa ankäme. "Wir müssen verhindern, dass wir die Pkw-Vignette einführen, die am Ende zum Streit mit unseren Nachbarn führt", sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Welt".

Österreich will sich alle Reaktionen offen halten. Neben einer Klage komme analog zum deutschen Verfahren auch eine Ausweitung der Maut auf Bundesstraßen ins Spiel, deutete Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) an. "Das könnte eine Möglichkeit sein." Er gehe davon aus, dass die Maut mit Belastungen nur für Ausländer nicht EU-konform sei.

Die Gewerkschaft der Polizei monierte, es fehle ein praxistaugliches Konzept. Nach jahrelangen Personalkürzungen könne eine Kontrolle der Maut "nicht auch noch auf die Schultern unserer Kollegen geladen werden", sagte der Vorsitzende Oliver Malchow. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der "Bild"-Zeitung (Dienstag): "Das ist reine Einnahmeverwaltung und hat mit Verkehrssicherheit nichts zu tun."