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Polizei muss Islamisten und Jesiden mit Großeinsatz trennen

07.08.2014, 12:11

Herford - Im westfälischen Herford ist es zu schweren Ausschreitungen zwischen Sympathisanten der Terrorgruppe "Islamischer Staat" und kurdischen Jesiden gekommen.

Auslöser war nach Angaben der Polizei ein Angriff radikaler Islamisten auf eine Gruppe jesidischer Männer, die mit einem Plakat zu einer Protestdemonstration gegen die Übergriffe auf ihre Glaubensgemeinschaft im Irak aufgerufen hatte.

Die Polizei nahm sechs Männer fest, die überwiegend aus Tschetschenien stammen. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Nach Angaben der Polizei sollen die Tatverdächtigen die Jesiden vor einem Kiosk angegriffen haben, an dem das Plakat aufgehängt war, und zwei von ihnen durch Messerstiche leicht verletzt haben. Später versammelten sich mehrere hundert Jesiden, um gegen den Angriff zu protestieren.

In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Seiten. Eine vermummte und mit Schlagwerkzeugen bewaffnete Menge habe auf Passanten eingeschlagen, berichtete die Polizei. Ein 24 Jahre alter Herforder habe Platzwunden und Prellungen erlitten. Erst durch den massiven Einsatz von Pfefferspray hätten die Beamten den Angriff beenden können. Mehrere Polizeihundertschaften waren im Einsatz.

"Jeder hat hier das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. "Gegen Gewalt wird die Polizei aber konsequent vorgehen."

Für kommenden Freitag ist eine Demonstration von Jesiden in Herford angemeldet. Erwartet werden mehrere hundert Teilnehmer. Zu einer ähnlichen Demonstration von Jesiden gegen die Gewalt im Irak erwartet die Polizei am Samstag in Bielefeld 5000 bis 10 000 Teilnehmer.

Die Jesiden - Anhänger einer eigenständigen monotheistischen Religion - sind eine im Nordirak lebende kurdische Minderheit. Die seit Juni im Irak kämpfende radikal-islamische Terrormiliz "Islamischer Staat" betrachtet die Jesiden als "Teufelsanbeter". Viele Jesiden werden daher von den Extremisten verfolgt.

Nach UN-Angaben haben sich seit Dienstag rund 200 000 Jesiden in das Sindschar-Gebirge nahe der syrischen Grenze geflüchtet. Sie sind dort von Hilfsgütern weitestgehend abgeschnitten. Rund 40 Kinder sind laut UN bereits verdurstet.

Die jesidische Gemeinde in Deutschland zählt nach Angaben des Zentralrats rund 60 000 Menschen - vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.