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Aufgespießt Das Rote Rathaus darf nicht so heißen

Von Steffen Honig 13.08.2014, 03:13

Mitten in Berlin wird noch bis mindestens 2019 tief gebuddelt: Für die neue U-Bahnlinie 5 zwischen Rotem Rathaus und Brandenburger Tor. Autsch, das war ein Fehler: Es muss "Berliner Rathaus" heißen! Jawohl, genauso ist es auf dem provisorischen Haltestellenplan vorgesehen.

Die Betitelung entspricht ganz der Sichtweise der Berliner Christdemokraten. Die wollen nämlich nichts vom Roten Rathaus wissen. Zwar würden sie selbst gern den Chef in dem weltbekannten Klinkerbau unterm Fernsehturm stellen, doch das ist ihnen seit 13 Jahren verwehrt. Weil der rote Bürgermeister Klaus Wowereit von der SPD trotz des Dauerverdachts auf Amtsmüdigkeit keinen Platz macht.

Der Ärger darüber scheint bei den CDU-Granden derart tief zu sitzen, dass selbst das zwischen 1860 und 1869 errichtete Wahrzeichen dran glauben muss. Schließlich gab die Klinkerfassade dem Rathaus seinen Namen, nicht irgendwelche Sozialisten oder Kommunisten.

Noch weit bekannter als der entstehende U-Bahntunnel in der City ist eine andere Berliner Baustelle: die des unvollendeten Hauptstadtflughafens draußen in Schönefeld.

In diesem Fall hat die CDU den Beinamen Willy Brandt geschluckt. Der war zwar ein Roter von der SPD, doch schlagende personelle Alternativen konnten die Christdemokraten nicht bieten. Konrad Adenauer ist bereits besetzt - so heißt der Flughafen Köln-Bonn. Richard von Weizsäcker wiederum wäre zu umständlich. Und Eberhard Diepgen scheidet mangels historischer Bedeutung aus.