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Aufgespießt: Suchtgefahr Geständnis einer Journalistin

Von Elisa Sowieja 16.09.2014, 01:11

Magdeburg | Ich bin süchtig. Das gebe ich unumwunden zu. Bis vor ein paar Jahren redete ich mir noch ein, ich könne jederzeit damit aufhören. Kompletter Unfug. Ich brauche das Zeug jeden Tag, verzehre mich schon beim Aufstehen nach der ersten Dröhnung. Würde man mich in der Redaktion auf Entzug setzen, brächte ich nur noch Satzkonstruktionen aus Subjekt und Prädikat zustande. Wenigstens brauche ich ihn nicht pur - bei mir wirkt Kaffee auch gestreckt mit Milch. Nichtsdestotrotz: Sucht bleibt Sucht.

Dramatisch an meinem Schicksal ist, dass mein Abrutsch in die Abhängigkeit quasi vorgezeichnet war. Denn ich gehöre der Berufsgruppe mit dem höchsten Kaffeeverbrauch an. Höher noch als bei Polizisten und Lehrern. Zu diesem Ergebnis ist jetzt eine Studie gelangt.

Dass unter uns Journalisten die Scheidungsrate höher ist als bei anderen - o.k. Dass wir besonders gefährdet sind, dem Alkohol zu verfallen - auch dieses Los lässt sich verschmerzen. Aber dass einen dieser Beruf auch noch an die Tasse bringt, das ist nun wirklich zu viel.

Wieso nur hat man das erst jetzt herausgefunden? Hätte ich früher gewusst, dass dieses Arbeitsmilieu von mehr Koffein-Junkies wimmelt als jedes andere, wäre ich doch nie im Leben Journalistin geworden.

Aber so lange ich meinen Kaffee nur verdünnt trinke, ist noch nichts verloren, macht eine Umschulung Sinn. Ein Job muss her, bei dem Kaffeetrinken per se verpönt ist. Ob das Arbeitsamt wohl einen Lehrgang für Testschläfer anbietet?