1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Wirtschaftsfaktor Putzfrau

Steuern und Sozialabgaben Wirtschaftsfaktor Putzfrau

Ohne Putzfrauen und Haushaltshilfen würde bei vielen gestressten Doppelverdienern der Alltag zusammenbrechen. Die Frauen und wenigen Männer zahlen obendrein kräftig in die Sozialkassen ein - aber nur, wenn sie nicht schwarzarbeiten.

24.02.2015, 01:23

Essen/Köln (dpa) l Putzfrauen, Babysitter und Haushaltshilfen sind in vielen deutschen Haushalten schon lange unersetzlich. Doch die Helfer sind auch gute Steuerzahler und füttern kräftig die Sozialkassen. Mehr als 100 Millionen Euro Steuern und Abgaben zahlen die knapp 280.000 als Minijobber angemeldeten Hilfen jährlich ein, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Essener Minijobzentrale ermittelt. Die gesamte Wertschöpfung liegt bei 664 Millionen Euro im Jahr. "Durchaus ein beachtlicher Beitrag für den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte Minijobzentrale-Chef Erik Thomsen am Montag.

Haushaltshilfen liegen doppelt im Trend: Einerseits wächst der Hilfsbedarf automatisch durch die zunehmende Berufstätigkeit von Mann und Frau, sagen Fachleute wie die Volkswirtin Dorothea Voss von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Zugleich brauchen immer mehr Alte Hilfe in der Küche und im Haus - und die Zahl der Rentner wächst nach den Bevölkerungsprognosen in den nächsten Jahrzehnten dramatisch.

"Schon jetzt zählen Rentnerhaushalte zu den Hauptnutzern von Haushaltshilfen", sagt der IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer, der die Studie geleitet hat. Nach einer älteren IW-Studie von 2009 waren damals 39 Prozent der regelmäßigen Auftraggeber von Haushaltshilfen über 60 Jahre alt, aber nur 17 Prozent der Arbeitgeber Paare mit Kindern.

Über 90 Prozent arbeiten weiter "schwarz"

Dieser Trend werde mit dem demografischen Wandel aller Voraussicht nach weiter zulegen, erwartet Schäfer. Er rechnet mit einem deutlich steigenden Bedarf an Haushaltshilfen vor allem in wirtschaftlich starken Regionen.

Die allermeisten Helfer tauchen dabei allerdings bei der Essener Minijob-Verwaltung gar nicht auf: Über 90 Prozent der Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten nach Einschätzung der Fachleute weiter "schwarz", bis zu vier Millionen Haushalte beschäftigen die Frauen und wenigen Männer ohne Anmeldung, vermutet die Minijob-Zentrale. Sie haben damit bei einem Unfall keine eigene Absicherung und bekommen bei Krankheit keinen Lohn. Daran haben auch eine kostenlose Vermittlungsbörse und eine Anmeldekampagne der Essener wenig geändert. "Dadurch entgehen dem Staat jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro", sagt Minijobzentrale-Chef Thomsen.

Die breite Anmeldeunlust liegt allerdings nicht allein an den Minijobbern, sondern auch an den rechtlichen Bedingungen, berichten Praktiker. Oft haben die Haushaltshilfen bereits einen Minijob und würden mit einem weiteren die 450-Euro-Grenze überschreiten. Hartz-IV-Beziehern wird ein erheblicher Teil der Einkünfte aus dem Minijob auf ihre Leistung angerechnet, und die Minijobber müssen krankenversichert sein. Wer das selbst bezahlen muss, weil er nicht über den Partner familienversichert ist, verliert oft schnell das Interesse.

www.minijob-zentrale.de