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Wildpinkeln Auf St. Pauli fällt die Sünde auf den Sünder zurück

Eine technische Errungenschaft hilft Männern, über die Notwendigkeit von Regularien unmittelbar zu reflektieren.

Von Alois Kösters 09.03.2015, 02:26

Hamburg | Im allgemeinen stoßen Regeln, deren Sinn sich jedermann auf Anhieb erschließt, auf große Akzeptanz. Im besonderen Fall, also im eigenen, sehen wir aber häufig Umstände, die die kategorische Einhaltung der ein oder anderen Regel verhindern. Bei Rot über die Ampel? Auf keinen Fall! Aber, wenn man es doch eilig hat? Und bei Nacht? Hunde anleinen? Na klar! So ein Hund könnte doch anderen Angst machen. Aber mein lieber Dobermann Bulli, der so gern herumtollt und so neugierig ist? Die Gewohnheit, Regeln im besonderen - meist eigenen Fall - zu relativieren, würde sicher aussterben, wenn jeder unmittelbar Folgen zu vergegenwärtigen hätte. Bulli rennt gerade los, da wird Herrchen schon von einem anderen, nicht angeleinten Hund gebissen.

Zwei Schritte bei Rot - und in jedem Fall ist Katastrophales die Konsequenz. Dieser Gedanke ist uralt: Die Sünde fällt immer auf den Sünder zurück. Ausgerechnet in Hamburg St. Pauli wurde er praktisch umgesetzt. Dort sah man mit Sorge, dass vom Harndrang geplagte Männer die allgemeinen Folgen ihrer Verrichtung an Hauswänden nicht mehr absehen konnten. Und in der Regel auf Regeln nicht mehr ansprechbar waren.

Raffinierte Technik macht es jetzt möglich, sie wieder auf den Pfad zur Tugend und nächstgelegenen öffentlichen Toilette zu bringen. Ein super-wasserabweisender Lack lässt Wasser derart von Flächen zurückspritzen, dass die allgemeinen Probleme mit Urin sofort zu den eigenen werden. Und in diesen Fällen, anders als in den eingangs beschriebenen, dürfen wir der erzieherischen Maßnahme schadenfreudig zustimmen.