1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Deutschland
  6. >
  7. Ein Sorgenkind aus Belgien

Halloren Schokoladenfabrik Halle Ein Sorgenkind aus Belgien

Ein zartbitteres Geschäftsjahr liegt hinter dem Schokoladenhersteller Halloren aus Halle. Die belgische Tochterfirma Bouchard hat für einen kräftigen Gewinneinbruch bei dem börsennotierten Unternehmen gesorgt. Vorstandschef Klaus Lellé sieht Halloren weiterhin gut aufgestellt.

16.04.2015, 01:20

Halle l Nein, der schwarze Anzug, den der Halloren-Boss am Mittwochvormittag trägt, sei kein Zeichen für den Gemütszustand im Unternehmen. "Es gibt keinen Anlass zur Trauer, aber mit unserem Ergebnis sind wir nicht zufrieden. Das hatten wir uns anders vorgestellt", sagt Klaus Lellé. Im vergangenen Geschäftsjahr musste der Hallenser Schokoladenhersteller einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. Der Jahresüberschuss lag mit 200000 Euro gut 90 Prozent unter dem von 2013. Auch den angepeilten Umsatz von 125 Millionen Euro verpasste Halloren. Mit 121,7 Millionen Euro stieg der im vergangenen Jahr aber um 3,1 Prozent.

Belgischer Tochterfirma bricht Großauftrag weg

Für die Delle in der Unternehmensbilanz sorgt vor allem die belgische Tochterfirma Bouchard, die Halloren 2013 übernommen hatte. "Dort haben wir im Herbst den Auftrag eines amerikanischen Großkunden verloren", erklärt Lellé. Dieser habe 50 Prozent des Gesamtumsatzes bei der Tochterfirma in Gent ausgemacht. "Wir waren uns des Risikos eines Wegfalls bewusst", sagt Hallorens Finanzvorstand Andreas Stuhl. "Dass dieser `Worst Case` gleich im ersten Jahr eintritt, hat uns kalt erwischt."

Auch die gestiegenen Weltmarkt-Preise für Rohstoffe wie Kakao und Haselnüsse haben das Konzernergebnis stark belastet, sagt Stuhl. Die deutsche Schokoladenindustrie sieht sich zudem mit veränderten Konsum- und Kaufgewohnheiten der deutschen Vebraucher konfrontiert: Menschen gehen immer weniger einkaufen, Packungsgrößen verkleinern sich. Lellé versucht diese Entwicklungen aufzufangen. Halloren bringe regelmäßig neue Kreationen auf den Markt, die Gestaltung der Verpackungen werde an verschiedene Zielgruppen angepasst. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen zudem rund eine Million Euro für Werbung ausgeben - so viel wie nie zuvor.

Die Investitionen in die Marke und die Zukunft von Halloren sind es, die Vorstandschef Lellé zuversichtlich stimmen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen für 3,8 Millionen Euro neue Maschinen gekauft. Vor allem das Werk im sächsischen Delitzsch ist aufgerüstet worden. "Wir müssen versuchen, durch Investitionen in die Produktion unsere Effizienz zu erhöhen und dadurch die teure Arbeit in Deutschland zu reduzieren", sagt Lellé. Vor allem auf Saison- und Leiharbeiter will Halloren künftig verzichten.

Die Verwaltung des Konzerns wird derzeit in Halle gebündelt. Anfang des Jahres zentralisierte das Unternehmen bereits Produktentwicklung und Einkauf in der Saalestadt, bis Ende des Jahres sollen Controlling und Buchhaltung folgen. In diesem Jahr will Halloren verstärkt im Ausland wachsen. Mithilfe des amerikanischen Investors Charlie, der im vergangenen Jahr bei den Hallensern eingestiegen war, sollen vor allem die Umsätze in Asien und den USA gesteigert werden.