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Deutscher Diplomat in Indien Wieso ein Botschafter an Herzschmerz stirbt

Von Elisa Sowieja 29.04.2015, 03:23

Neu Dehli | Als deutscher Botschafter hat man einen Terminplan, der ist pickepacke-voll: Konferenzen besuchen, Verhandlungen führen. Und dann noch die Schauspielerei. Also nicht die versteckte Form - sie ist ja Bestandteil erstgenannter Termine und nimmt somit keine zusätzliche Zeit in Anspruch. Gemeint ist die als Protagonist im Musikvideo. In Indien gehört neuerdings auch das zum Job.

Unser Mann in Neu Delhi, Michael Steiner, hat gerade einen Bollywood-Clip nachgespielt. Im Namen der deutschen Botschaft. Vorlage war das Musikvideo zu "Kal Ho Naa Ho" - "Lebe und denke nicht an morgen." Der Herzschmerz-Streifen ist in Indien Kult. In Steiners Version agiert der 65-Jährige, als entdecke er kurz vor der Rente seine wahre Berufung: Acht Minuten lang scharwenzelt er schmachtend um seine Angebetete herum, lässt die Lippen zum Gesang tanzen, um schließlich - kein Scherz - an Liebeskummer zu sterben.

In Sachen deutsche Politik sind die Inder jetzt zwar nicht schlauer als vorher. Aber wen interessiert schon dieses trockene Gelaber? Viel wichtiger ist doch, dass Steiner eine halbe Million Klicks auf Youtube gesammelt hat. Da ist es logisch, dass die Bundesregierung für das Ganze aufkommt. Zwischen 12000 und 15000 Euro hat das Diplomaten-Werk gekostet. Ein Schnapper dafür, dass Steiner jetzt so gefragt ist wie manche Schminktipp-Bloggerin. Nicht zu fassen, dass ein Botschaftsangehöriger über diese Investition gelästert hat. Der soll doch froh sein -Steiner hat schließlich nicht den ganzen Film nachgespielt. Noch nicht.