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Sparprogramm trägt Früchte VW glänzt mit Quartalszahlen

Wochenlang bestimmte nur der Machtkampf an der Konzernspitze die VW-Schlagzeilen - nun kann der Autobauer auch mal wieder mit Zahlen aufhorchen lassen. Und die sind ordentlich: Zwei Sorgenkinder kommen voran.

Von Heiko Lossie und Max-Morten Borgmann 30.04.2015, 01:20

Wolfsburg (dpa) l Pünktlich im Anschluss an das Machtkampf-Drama in der Konzernspitze kann Volkswagen wieder mit guten Nachrichten punkten: In den ersten drei Monaten hat Europas größter Autobauer deutlich mehr Umsatz und Gewinn eingefahren als erwartet. Auch die schwächelnde Pkw-Kernmarke berappelt sich Stück für Stück und brachte 17 Prozent mehr Gewinn, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.

Und das, obwohl VW-Pkw am stärksten unter den wirtschaftlichen Verwerfungen in Brasilien und Russland leidet. Zusammengerechnet kosten die heftigen Einbrüche auf diesen Märkten die Kernmarke laut Finanzchef Hans Dieter Pötsch fast eine halbe Milliarde Euro. Als Gegengewicht dazu stehen die Bemühungen für mehr Effizienz und Kostenbewusstsein, die sich im ersten Quartal mit einem Betrag "im niedrigen dreistelligen Millionenbereich" niederschlugen.

Das im vergangenen Sommer ausgerufene Sparprogramm rund um Modelle wie Golf und Passat soll bis 2017 mindestens fünf Milliarden Euro Einsparungen freilegen. Damit will VW den Gewinn der Kernmarke auf mindestens sechs Prozent des Umsatzes steigern. Aktuell liegt diese Marge erst bei zwei Prozent. Eine höhere Rendite erwartet Volkswagen, sobald mehr VW-Modelle auf dem Gleichteile-Baukastensystem MQB basieren, das für geringere Kosten steht

Der gesamte Konzern mit seinen zwölf Marken setzte in den ersten drei Monaten knapp 53 Milliarden Euro um, ein Plus von 10 Prozent zum Auftaktquartal des Vorjahres. Allerdings halfen dabei auch positive Effekte aus der Währungsumrechnung. Der schwache Euro lässt Geschäfte aus Übersee nach der Umrechnung höher erscheinen.

Unter dem Strich verbuchte der Dax-Konzern 2,9 Milliarden Euro Überschuss und damit eine Verbesserung um ein Fünftel. Dabei fuhren die Tochtermarken Audi und Porsche zusammen zwei Drittel (65 Prozent) der gut 3,3 Milliarden Euro ein, die als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stehen, was wiederum 17 Prozent Plus sind. Auch das China-Geschäft warf mit 1,6 Milliarden Euro mehr Geld ab als vor einem Jahr (1,2 Mrd. Euro) - und das, obwohl die Verkaufszahlen dort zuletzt den Erwartungen hinterherliefen

"Wir haben immer betont, dass 2015 ein anspruchsvolles Jahr für die gesamte Automobilindustrie und auch für uns wird", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn. Anspruchsvoll waren auch die vergangenen Wochen gewesen, in denen VW-Aufsichtsratsboss Ferdinand Piëch erst öffentlich vom Konzernchef abgerückt war - und am Ende des Machtkampfes selbst zurücktreten musste. Über die Gründe für den Bruch herrscht auch Wochen danach weiter Rätselraten.

Aus den Zahlen für das erste Quartal könne man zumindest keine Kritikpunkte herauslesen, sagte Auto-Analyst Max Warburton von Bernstein Research. Zwar lag die Gewinnkraft der Kernmarke unter dem Wert vom Jahreswechsel, legte aber im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal zu. Mit der spanischen Tochter Seat konnte ein weiteres Sorgenkind bessere Zahlen vermelden. Nach Jahren in den roten Zahlen fuhr die spanische Tochter 33 Millionen Euro Gewinn ein.

Doch die Rendite bleibt ein Thema bei VW. Vor allem die asiatischen Konkurrenten wie Toyota behalten von ihrem Umsatz deutlich mehr in der Kasse als die Kernmarke der Wolfsburger. VW-Pkw steht für rund die Hälfte des Konzernumsatzes, der im vergangenen Jahr gut 202 Milliarden Euro erreicht hatte und in diesem Jahr um bis zu vier Prozent steigen soll. Branchenanalyst Frank Schwope von der NordLB sagte: "Die Quartalszahlen waren ordentlich, aber es dürfte ruhig noch ein bisschen mehr sein." Das Legostein-artige Baukastensystem MQB für gleiche Teile in unterschiedlichen Modellen "muss in den nächsten Quartalen sein Potenzial zeigen".