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Fettleibigkeit Essen nicht in Plastebox erwärmen

05.05.2015, 01:14

Die PET-Flasche mehrfach verwenden? Oder Mikrowellengeschirr aus Kunststoff? Ernährungswissenschaftler Ronald Biemann von der Uni Magdeburg rät davon ab. Mit ihm sprach Volksstimme- Reporter Jens Schmidt.

Volksstimme: Herr Dr. Biemann, Sie haben sich wissenschaftlich mit der Rolle von Kunststoffen bei der Fettbildung befasst. Ihr Fazit?
Dr. Ronald Biemann: Fettleibigkeit ist vorwiegend ein Problem falscher Ernährung und Bewegungsmangel, aber: Bestimmte Stoffe, welche beispielsweise bei der Produktion von Kunststoffen verwendet werden, können die Entstehung von Fettzellen fördern. Diese Stoffe werden tagtäglich hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen und wirken entweder wie Hormone oder beeinflussen unseren Hormonhaushalt, warum sie auch als Umwelthormone bezeichnet werden. Hier müssen wir aufpassen, bestimmte Mengen nicht zu überschreiten beziehungsweise uns vor der Aufnahme solcher Stoffe zu schützen. Solche Kunststoffzusätze sind möglicherweise Mitverursacher des weltweiten Anstiegs der Fettleibigkeit.

Ihr Rat?
Es gibt kaum eine Möglichkeit, diesen Stoffen zu entkommen. Auf Ebene der Europäischen Union wird daher seit 2011 darüber beraten, einige dieser Stoffe zu verbieten oder zumindest neue Grenzwerte für die tägliche Aufnahme festzulegen. Erste Erfolge sind die Verbote von Bisphenol A und Weichmachern in Kinderspielzeug und Babyartikeln. Die Aufnahme solcher Stoffe zu vermeiden, würde jedoch bedeuten, komplett auf Plastik zu verzichten. Auf alle Fälle sollte man benutzte Einmal-Plastikflaschen nicht wiederverwenden; vor allem trübe, zerkratzte Kunststoffbehälter gehören in die Wertstofftonne. Und: Keinesfalls sollte man Essen in Kunststoffbehältern erwärmen. Das gilt auch für die Mikrowelle. Auch da würde ich echtes Geschirr bevorzugen und von Plastikbehältnissen generell abraten. Jeder kennt das: Tomatensoße in einer Kunststoffdose. Danach ist die Dose rötlich gefärbt. Ein untrügliches Zeichen, dass Stoffe in die Dose und auch aus ihr in die Nahrung gelangt sind.

Macht also Plastik dick?
Grundsätzlich ist es so, dass bestimmte Kunststoffzusätze unsere Fettzellbildung und das Fettzellenwachstum ankurbeln können. Ich habe drei Stoffe untersucht: Den Weichmacher DEHP, der Kunststoff flexibel macht; Bisphenol A, das für bruchsicheres und klares Plastik sorgt sowie den Kunststoff-Stabilisator TBT. Die gesundheitlichen Risikopotenziale dieser Stoffe werden seit langem diskutiert. Bisphenol A ist für Babytrinkflaschen aus Kunststoff seit 2011 verboten, in anderen Produkten aber noch enthalten. TBT wurde 2008 für Schiffsanstriche untersagt, da es durch seine hormonelle Wirkung die Fortpflanzung von Fischen erheblich stört. Allerdings kann der Stoff zum Beispiel noch in Kleidung oder Lebensmitteln vorkommen. In der EU wird gestritten, ob diese Stoffe ganz verboten und ersetzt werden müssen oder ob bestimmte Grenzwerte ausreichen. Mehrere internationale Tierversuche weisen zudem darauf hin, dass solche Kunststoff-Zusätze fett machen. Und das über mehrere Generationen hinweg.

Wir haben nun untersucht, inwieweit die drei genannten Stoffe die Fettzellentstehung beeinflussen.

Ihr Ergebnis?
Der Weichmacher DEHP und der Stabilisator TBT fördern die Fettzellbildung deutlich. Den stärksten Effekt hat dabei TBT. Das spricht dafür, diese Stoffe aus dem Verkehr zu ziehen.