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Statt Radikaldiäten 150 Minuten Bewegung pro Woche

26.05.2015, 06:41
ARCHIV - Wanderer gehen am 28.08.2014 über den Kolonnenweg zum Brocken im Harz (Sachsen-Anhalt). Nach aktuellen Studien gehen mehr als die Hälfte der Bundesbürger in ihrer Freizeit gern wandern. Foto: Swen Pförtner/dpa (zu lsn «Mehr als die Hälfte der Deutschen wandert gern» vom 05.05.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
ARCHIV - Wanderer gehen am 28.08.2014 über den Kolonnenweg zum Brocken im Harz (Sachsen-Anhalt). Nach aktuellen Studien gehen mehr als die Hälfte der Bundesbürger in ihrer Freizeit gern wandern. Foto: Swen Pförtner/dpa (zu lsn «Mehr als die Hälfte der Deutschen wandert gern» vom 05.05.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ dpa

Mehr als die Hälfte der Sachsen-Anhalter ist ungewollt übergewichtig. Tipps zur Selbsthilfe gab es in einem Volksstimme-Telefonforum. Uwe Seidenfaden stellte einige Experten-Antworten auf Leser-Fragen zusammen.

Im Frühling gibt es viele Diät-angebote. Wie finde ich das zu mir passende Angebot?
Generell abzuraten ist von allen einseitigen Diäten, die eine schnelle Gewichtsabnahme versprechen. Dann schaltet der Körper bald auf Sparflamme und die Gefahr des Jo-Jo-Effekts ist groß. Langfristig erfolgreiche Abnehmprogramme bauen immer auf drei Säulen auf: Die Umstellung der Ernährung (ballaststoffreich, viel Gemüse und täglich zwei bis drei Liter Wasser), regelmäßige Bewegung (mindestens dreimal wöchentlich für 50 Minuten) und die Änderung von Verhaltensgewohnheiten (nicht rauchen und wenig Alkohol).

Ich bekam eine Waage, die neben dem Gewicht auch das Körperfett anzeigt. Wie kann ich messen, ob ich wirklich übergewichtig bin?
Eine normale Waage zeigt Ihnen nur das Gewicht. Körperfettwaagen sollen den Anteil des Körperfettgewebes anzeigen, sind aber oft unzureichend. Ob Sie übergewichtig sind, können Sie durch Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI) bzw. Messung des Taillenumfangs erkennen. Mit dem BMI wird das Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht bestimmt. Dazu dividiert man das aktuelle Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Mit einem BMI zwischen 25 und 30 gilt ein Mensch als übergewichtig, ab 30 als fettleibig (adipös). Der BMI sagt aber nichts über die Fettverteilung aus. Man unterscheidet den Birne- und den Apfeltyp, wobei der Apfeltyp (starker Bauchspeckanteil) die ungünstigere Variante ist. Bei Frauen sollte der Taillen-Umfang etwa 88 Zentimeter betragen, bei Männern 102 Zentimeter. Gemessen wird etwa eine Handbreite über den Beckenknochen, nahe dem Bauchnabel.

Obwohl ich immer gleichviel esse, habe ich im letzten halben Jahr mehrere Kilo zugenommen. Kann mir eine Trennkost helfen?
Zu einer Gewichtszunahme kommt es immer dann, wenn dem Körper mehr Kalorien zugeführt werden als er verbraucht. Eine Trennkost-Diät kann ein Einstieg in die Gewichtsabnahme sein. Sie ist aber weniger empfehlenswert als eine bewusste Ernährung (drei Hauptmahlzeiten und bei kleinem Hunger zwischendurch Wasser trinken). Wer stark übergewichtig ist, sollte eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Auskünfte dazu können Sie beispielsweise bei Ihrer Krankenkasse erhalten.

Ich habe aufgrund einer Schilddrüsen-Erkrankung und Gelenkschäden zugenommen. Welche speziellen Diätprodukte können Sie empfehlen, um Gewicht zu reduzieren?
Diätprodukte können ein Einstieg in eine Ernährungs-Umstellung sein, müssen es aber nicht. Wichtig ist es, langfristig die Kalorienzufuhr zu reduzieren und sich mehr zu bewegen. Wenn Sie durch eine Erkrankung in der Beweglichkeit eingeschränkt sind, dann eignet sich beispielsweise Schwimmen. Es entlastet die Gelenke bei der Bewegung.

Hinsichtlich der Ernährungs- und Bewegungsumstellung können Sie sich an Ihre Krankenkasse wenden, die Ihnen Adressen von zertifizierten Ernährungs- oder Bewegungsfachkräften nennen kann. Die Präventionskurse umfassen in der Regel etwa zehn bis 15 Zeitstunden über einen Zeitraum von etwa acht Wochen. Alle Krankenkassen erstatten 80 bis 100 Prozent der Kosten.

Mein Mann ist übergewichtig und herzkrank. Kann sein Hausarzt ihn zu Ernährungsberatern überweisen oder muss er sich selbst darum kümmern?
Der Hausarzt kann eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung ausstellen, wenn ernährungsrelevante Erkrankungen vorliegen (z.B. Adipositas, erhöhte Blutdruck- und Fettwerte).

Kann man durch Sauna-Besuche überflüssige Pfunde verlieren?
Saunabesuche sind gesund, soweit keine ernsthaften Erkrankungen dagegensprechen. Beim Abnehmen hilft die Sauna allerdings nicht. Durch das Schwitzen verliert man etwas Wasser, aber das Fett wird dabei nicht verbrannt.

Ich habe gelesen, Übergewichtige sollten wenig Kartoffeln und andere Kohlenhydrate essen. Stimmt das?
Kohlenhydrate sind lebenswichtige Energielieferanten. Sie sollten besonders auf komplexe Kohlenhydrate achten (volles Korn sowie Hülsenfrüchte) und die Gesamtkalorienzufuhr reduzieren. Die Kohlenhydratmenge sollte man bewusst über den Tag verteilen, morgens mehr und abends wenig. Am Abend könnte man sich beispielsweise einen leckeren Quark-Dip machen, Fisch oder kalorienarmen Bauernkäse essen.

Stimmt es, dass Betablocker zur Behandlung von Herzerkrankungen dick machen? Was kann ich tun?
Auf keinen Fall sollten Sie die Tabletten ohne vorheriges Gespräch mit Ihrem Hausarzt absetzen. Ob vielleicht ein Wechsel der Tabletten möglich ist, sollten Sie mit dem Hausarzt oder dem Internisten besprechen. Durch die Einnahme des Betablockers ist es schwieriger, Gewicht zu verlieren und Gewicht zu halten. Um Übergewicht zu reduzieren, müssen Sie mehr Kalorien verbrennen als Sie mit der Ernährung aufnehmen. Dabei kann mehr Bewegung helfen.

Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt darüber, wie stark Sie sich belasten können und suchen Sie sich danach eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und die Sie vielleicht zusammen mit Freunden langfristig betreiben. Sportarten, die die Ausdauer trainieren, wirken sich auf die Dauer meist positiv aus.

Meine Mutter ist Diabetikerin Typ 2. Sie muss regelmäßig Insulin spritzen. Sie hat im vergangenen Jahr fast 20 Kilogramm zugenommen. Was kann sie tun?
Unter Insulin-Injektionen kann es zu einer Gewichtszunahme kommen, wenn nicht gleichzeitig die Ernährung umgestellt wird. In Ernährungskursen gibt es praktische Ratschläge speziell für Diabetiker, z.B. wie die Menge der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße abgeschätzt werden kann. Außerdem gibt es Tipps zum Einkauf- und zum Kochverhalten. Über die Schulungen kann sich Ihre Mutter beim Arzt und bei ihrer Krankenkasse informieren.