Burg Giebichenstein Anbauwand und Bauhelm

Jeder kennt sie, viele nutzen sie - Erfindungen, die an der Burg Giebichenstein in Halle gemacht wurden.

Von Romina Kempt 28.05.2015, 01:15

Halle (dpa) l Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle ist eine der bekanntesten Ideenschmieden für angehende Künstler und Designer in Deutschland. Vor 100 Jahren wurde die Kunsthochschule gegründet.

Noch bis zum Freitag läuft eine Festwoche mit den Hauptakteuren der Kunsthochschule, den Studenten. Die Kreativen der Künstler- und Designer-Schmiede präsentieren aktuelle Arbeiten, veranstalten einen Graffiti-Workshop. Ehemalige Burg-Studenten sind zu Ausstellungen, Tanz und Musik eingeladen. Knapp 50 verschiedene Veranstaltungen an sieben Orten stehen auf dem Programm.

Seit 1915 schufen die jungen Kreativen unzählige Gegenstände, die noch heute bewundert und teils auch benutzt werden. Fünf der bekanntesten Erfindungen:

Teeservice: In den 1930er Jahren entwickelte die ehemalige Bauhaus-Lehrerin Marguerite Friedlaender ein Tee-Service, das noch heute in dem ein oder anderen Haushalt zu besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt wird. Das Kaffee- oder Tee-Service "Hallesche Form" zeichnet eine "sachliche und klare Formgebung" aus, erklärte die Kunsthochschule. Mit der strengen Funktionalität brach die "Hallesche Form" mit der Tradition aufwendig dekorierter Tafelgeschirre. Die Teller, Tassen und Kannen werden noch immer von der Berliner Porzellan Manufaktur KPM produziert.

Konfektplatte: Das siebenteilige Set besteht aus einem Plateau und sechs rechteckigen Schalen. Gerhard Marcks\' Erfindung aus dem Jahr 1929 durfte bei keiner geselligen Runde fehlen. In die Schalen konnten kleine Leckereien gefüllt werden. Noch heute stellt die Berliner Porzellan Manufaktur KPM das Set her.

Anbauwand: Etliche Wohnzimmer zierte sie zu DDR-Zeiten und noch darüber hinaus - die Anbauwand der Marke Hellerau. Professor Rudolf Horn entwarf das praktische Möbelstück mit viel Stauraum in den 1960er Jahren. Die einzelnen Teile konnten flexibel verschoben werden. Die Menschen entschieden somit selbst, wie sie leben und wohnen wollten.

Elektro-Lok: Das Design der roten Elektro-Lokomotive, die noch heute auf zahlreichen Schienen unterwegs ist, stammt aus Halle. Georg Böttcher und Gerhard Bieber entwarfen das Gefährt 1981. Zunächst war es bei der Deutschen Reichsbahn im Einsatz. Später rollte die Lok auch durch die alten Bundesländer. Kennern ist die bekannte Elektro-Lok unter der Baureihe 243 (später Baureihe 143) ein Begriff.

Bauarbeiterhelm: Der sinnvolle Kopfschutz darf heute auf keiner Baustelle fehlen. Neben Form und Farbe hat vor allem der praktische Nutzen bei der Erfindung eine große Rolle gespielt. Burg-Studenten entwickelten den in leuchtenden Farben wie Gelb oder Orange produzierten Kopfschutz zu DDR-Zeiten.