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EU-Kommission "Notregelung" für 60.000 Flüchtlinge

Die EU-Kommission will 60.000 Flüchtlinge per Quoten verteilen. Deutschland soll dabei die meisten nehmen.

28.05.2015, 01:27

Brüssel (dpa) l Zur Entlastung von Italien und Griechenland will die EU-Kommission 40.000 Flüchtlinge auf andere EU-Staaten verteilen. Deutschland soll mit 8763 Migranten oder knapp 22 Prozent den größten Anteil aufnehmen. Das hat die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel vorgeschlagen.

Verteilt werden sollen innerhalb von zwei Jahren aber nur Flüchtlinge, die gute Chancen auf Asyl in Europa haben. Das sind vor allem Menschen aus Syrien und Eritrea. Pro Person soll ein EU-Staat 6000 Euro Unterstützung bekommen.

"Dies ist der Augenblick, in dem Solidarität in die Praxis umgesetzt werden muss", sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Er sprach von einer "Notregelung", die wegen der hohen Flüchtlingszahlen in den Mittelmeerländern Italien und Griechenland nötig sei.

40.000 Flüchtlinge aus Griechenland und Italien

Diese Umverteilung wird es aber nur geben, wenn die nötige Mehrheit der EU-Länder zusammenkommt. Deutschland unterstützt die Vorschläge bisher. "Zu einem funktionierenden Europa gehört auch eine gemeinsame Flüchtlingspolitik, in der die Lasten unter den Mitgliedstaaten fair verteilt werden", sagte die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, die SPD-Politikerin Aydan Özoguz, in Berlin.

Viele Staaten lehnen die Pläne, die die EU-Kommission in Grundzügen schon vor zwei Wochen präsentiert hatte, jedoch ab. Großbritannien hat bereits angekündigt, nicht mitzumachen. Auch Irland und Dänemark haben das Recht, dies zu verweigern und tauchen in den Tabellen der EU-Kommission nicht auf. Widerstand kommt auch von vielen ost- und mitteleuropäischen Staaten, die bislang nur selten das Ziel von Flüchtlingen aus Afrika sind. Frankreich und Spanien haben Einwände.

Nach dem Willen der Kommission sollen 24.000 Flüchtlinge aus Italien und 16.000 aus Griechenland per Quote verteilt werden. Dies wären 40 Prozent der Asylsuchenden, die 2014 in beiden Ländern ankamen und gute Chancen auf ein Anerkennung ihres Antrags hatten.

50 Millionen Euro für Neuansiedlung

Um Asylbewerber zu identifizieren, sollen die Staaten nach der Ankunft von Migranten systematisch Fingerabdrücke nehmen. Illegal Eingewanderte sollen zurückgeschickt werden. Die EU will die legale Einwanderung über eine Arbeitserlaubnis ("Blue Card") erleichtern.

Die Quote ist dabei für alle Länder etwas höher als zunächst vorgeschlagen, weil Italien und Griechenland ausgenommen sind. Demnach soll Deutschland 21,91 Prozent - statt der bisher berechneten 18,42 Prozent - der umverteilten Migranten aufnehmen. An zweiter Stelle stünde Frankreich mit 16,88 Prozent.

Bei einer zweiten Verteilung geht es um anerkannte Flüchtlinge von außerhalb der EU. So sollen 20.000 Menschen aus Lagern etwa rund um Syrien in der EU neuangesiedelt werden. Für dieses Programm stehen in diesem und im nächsten Jahr 50 Millionen Euro bereit. Die Teilnahme ist freiwillig, die Staaten sollen bis September entscheiden.

Die Pläne der EU-Kommission sehen auch vor, Schleuser im Mittelmeer militärisch zu bekämpfen und deren Schiffe etwa vor der libyschen Küste zu zerstören.