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Kosmetik Schadstoffe belasten Pflegecremes

Besonders in Lippenpflegestiften sind aromatische Kohlenwasserstoffe
ungünstig, weil sie schnell im Körper landen und die Entstehung von
Krebs begünstigen können.

04.06.2015, 01:23

Berlin (dpa/ksi) l Kosmetika wie Vaseline und Lippenpflegeprodukte sind Untersuchungen der Stiftung Warentest zufolge unerwartet hoch mit kritischen Stoffen aus Mineralöl belastet. Vor allem von Lippenpflegestiften, die aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH) enthalten, raten die Verbraucherschützer deshalb ab, weil sie über den Mund aufgenommen werden. Besonders hoch war der Stift "Blistex Medplus" belastet, wie die Stiftung Warentest in der Juni-Ausgabe des Magazins "test" berichtet.

MOAH stehen im Verdacht, bei langfristiger Nutzung möglicherweise Krebs zu erregen. Neue, eigentlich für Lebensmittel gedachte Analysemethoden, hätten die hohen Werte sichtbar gemacht, berichtet Dr. Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchung bei der Stiftung Warentest. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit gehe davon aus, dass die Stoffe erbgutverändernde und krebserregende Elemente enthielten, so Brackemann.

Deshalb sollten auf Mineralöl basierende Kosmetika eigentlich keine MOAH mehr enthalten. Sie wurden jedoch in allen 25 getesteten Produkten von Gesichtscreme bis Körperöl nachgewiesen. Stark belastet waren unter anderem Vaseline unterschiedlicher Hersteller, aber auch Baby-Pflegeprodukte wie das Baby-Öl von Penaten, die Penaten-Creme sowie Kaufmanns` Haut- und Kindercreme. Sie enthielten aromatische Kohlenwasserstoffe. Bekanntermaßen ist die Haut von Kindern besonders durchlässig für Schadstoffe.

Dr. Konrad Grob, Analytiker am Kantonalen Labor in Zürich, hat alarmierende Mengen von MOAH in der Leber, Milz und den Lymphknoten von Menschen gefunden, bei denen nicht klar ist, woher sie stammen.

Datenlücken bei Langzeitanwendung
Verbraucher können sich schützen, in dem sie entweder zertifizierte Naturkosmetik kaufen, in der Mineralöl verboten ist. Oder sie können beim Kauf von Pflegeprodukten in der Zutatenliste nachsehen, ob Mineralöl verwendet wurde. Diese verbergen sich hinter: Cera Microcristallina (Microcristallina Wax), Ceresin, Mineral Oil, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum, Petrolatum. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitlichen Risiken für Verbraucher durch die Aufnahme von Mineralölen über die Haut zu erwarten.

Allerdings gebe es noch Datenlücken bei der Langzeitanwendung - und unter anderem "hinsichtlich einer möglichen oralen Aufnahme ... aus mineralölhaltigen Lippenstiften oder Handcremes", so das Bundesinstitut in einer Stellungnahme. MOAH-Gehalte in Kosmetika sollten deshalb vorsichtshalber auf "unvermeidbare Spurengehalte" reduziert werden, rät das BfR. Der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) teilte mit, man könne die Kritik der Stiftung Warentest nicht nachvollziehen.

Die MOAH-Mengen, die in den Produkten trotz Reinigung der Mineralöle noch enthalten sein könnten, seien unbedenklich. Alle gesetzlichen Anforderungen würden erfüllt.