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Sommerkabarett der Magdeburger Hengstmänner Viel Spaß vor der Lutze-Butze

Das "normal" im Titel "Otto normal" des Sommerkabaretts der Magdeburger "Hengstmänner" kann man getrost als Untertreibung abhaken. Das sechste Programm im Technikmuseum der Otto-Stadt sprühte am Donnerstagabend vor Ideen des Dreiergespanns Frank, Tobias und Sebastian Hengstmann.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 20.06.2015, 01:18

Magdeburg l In den musealen Technikgefilden der Sommer-Spielstätte der "Hengstmänner" ist die Zeit nicht stehengeblieben. Zumindest nicht, wenn die Magdeburger Kabarettisten auftauchen, um unter dem weiten Schleppdach im Innenhof des Museums einmal alles rauszulassen, was so in ihnen steckt. Und das ist eine Menge.

So beginnt das "Otto normal"-Programm ganz modern als Crossover-Event mit einer Video-Einspielung des privaten Hauptstadtsenders MDF1. In den Fernseh-Nachrichten wird verkündet, dass sich ein Bus voller Touristen aus aller Welt so verfahren habe, dass man in Magdeburg gelandet sei. "Wir sind gestrandet in Magdeburg und kommen nicht wieder weg", wird da musikalisch intoniert, und man nutzt die Gelegenheit zu einer Stadtführung, die am Alten Markt beginnt.

Die Magdeburger Jungfrau winkt mit dem Kranz

Dort befindet sich das Rathaus, von Kabarett-Übervater Frank Hengstmann despektierlich auch "Lutze-Butze" genannt. Hier finden sich außerdem die berühmtesten Ottos, vergoldet auf dem Pferd oder wegen der Rückenschmerzen gebeugt samt halbleerer Kugel auf dem Sockel; hier steht der Roland, der nur zufällig nicht Otto heißt, und die Magdeburger Jungfrau springt aus dem Wappen und winkt mit dem grünen Kranz.

Dazwischen agiert von kräftigem Alkoholdunst umnebelt die Kultfigur "Manni", mit Nachnamen Fest. Manni hat sich selbst als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl aufgestellt und ist nun empört auf der Suche nach denen, die seine Wahlplakate abgehängt haben.

Um die zum Leben erweckten großen Söhne der Stadt sowie die eine jungfräuliche Tochter entwickelt sich eine köstliche Geschichte voller Seitenhiebe und sprachlicher Pirouetten, die die Zuschauer immer wieder zu offenem Szenenapplaus begeistert.

Hinter jedem präsenten Kabarettisten, das lehrt das Leben, steht mindestens eine starke Frau. Beim Sommertheater von "nach Hengstmanns", die sich politisch korrekt eigentlich in "nach Hengstmann und -frau" umbenennen müssten, ist das nicht anders. Und zum Sommertheater zeigt sich die hold-starke Weiblichkeit auch auf der Bühne mit Tanz und Gesang, wobei sich insbesondere Franziska Hengstmann musikalisch auszeichnen darf.

Die Amtskette für einen Tag

Eine echte komödiantische Entdeckung ist Christian Karius, den Anhängern des Hengstmann-Clans durchaus bekannt, der nicht nur als Schlagzeuger, sondern auch in vielen der insgesamt 20 tragenden Haupt- und Nebenrollen überzeugt. Regisseur Bernd-Kurt Goetz hat in den facettenreichen Geschichten einen roten Faden gefunden, der aus dem Sommerkabarett fast ein Sommertheater macht.

Der angekündigte Überraschungsgast wurde dann auch noch enttarnt. Kein Geringerer als der Hausherr der "Lutze-Butze", Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper, gab Mannis Drängen nach und ließ ihn wenigstens für einen Tag - crossover-medial von MDF1 dokumentiert - auf seinem Bürostuhl zum Regieren Platz nehmen, hängte ihm sogar die Amtskette persönlich um.

Gerührt verkündete "Manni" als erste Amtshandlung, dass alle Neugeborenen, männlich wie weiblich, künftig den Namen Otto zu führen haben. Und mit einem Lied begründet er, weshalb er Oberbürgermeister werden wollte: "Ich will nicht immer Manni sein, ich will auch mal Money haben."

Das Sommerkabarett der "Hengstmänner" bietet genau das, was man in der schönsten Jahreszeit erwartet: Jede Menge Spaß, unbändiges komödiantisches Draufhauen und viel bissigen Humor.

Weitere Vorstellungen bis zum 25. Juli.