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Kein anderer Träger für Satellitentransporte war bislang so fehlerfrei wie die Ariane 5 / Flug kostet rund 200 Millionen Dollar Kommerziell erfolgreichste Rakete startet heute zum 53. Mal ins All

Von Uwe Seidenfaden 07.02.2013, 02:13

Wenn etwas kompliziert und teuer ist, dann sprechen Wissenschaftler gerne von "Rocket-Science". Grund: Beim Bau von Weltraumraketen können selbst kleinste Material- oder Montagefehler dazu führen, dass Astronauten sterben oder der Start eines viele Millionen Euro teuren Satelliten scheitert. Jeder Flug ins All ist ein größeres Risiko als eine mehrfache Bypass-Operation für einem herzkranken Patienten.Umso beachtlicher ist die Tatsache, dass Europas Ariane-5-Trägerrakete im vergangenen Jahrzehnt schon 53-mal in Folge ohne einen Fehler gestartet ist. Für heute Abend ist der nächste Start geplant.

"Kein anderer Träger für den kommerziellen Satellitentransport war so erfolgreich", resumierte der Chef der Arianespace-Gesellschaft, Jean-Yves Le Gall, kürzlich in Berlin. Allein 2012 gab es zehn gelungene Starts von Europas Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana, darunter auch zwei Starts einer Sojus-Rakete und einer in Italien entwickelten Kleinträgerrakete namens Vega. Arianespace wickelt derzeit die Starts von mehr als der Hälfte aller kommerziellen Telekommunikationsatelliten weltweit ab. "Die meisten Kunden kommen aus Asien, aus den Golfstaaten und aus Lateinamerika", so Le Gall.

Hauptkonkurrent ist das amerikanisch-russische Unternehmen International Launch Services mit Sitz nahe Washington, D.C. Es vermarktet die kommerziellen Starts der russischen Proton-Trägerrakete, die zwar etwas billiger, jedoch in letzter Zeit auch nicht so zuverlässig wie die Ariane 5 war. Chinas Weltraumraketen sind keine Konkurrenz, weil der Transfer westlicher Satelliten in die Volksrepublick strengen Handelsbeschränkungen des US-Außenministeriums unterliegt. Japans Raketen sind zu teuer.

Auf dem Erfolg ausruhen können sich Europas "Weltraum-Transporteure" dennoch nicht. Schon ab Frühjahr dieses Jahres will das kalifornische Unternehmen SpaceX ebenfalls kommerzielle Nachrichtensatelliten starten und zwar zu einem Preis, der bei rund 60 Millionen US-Dollar liegen soll. Zum Vergleich: Ein Ariane-5-Start kostet rund 200 Millionen Dollar, so Le Gall.

Dafür kann eine Ariane 5 jedoch gleichzeitig zwei Satelliten mit insgesamt über zehn Tonnen Masse in eine geostationäre Transferbahn bringen. Das reduziert den Startpreis pro Satellit auf etwa 100 Millionen Euro. Ob die neue Konkurrenz aus den USA wirklich billiger und ebenso zuverlässig wie Europas Ariane 5 sein wird, bezweifelt Le Gall. Noch brachte die Falcon-9-Rakete des kalifornischen Unternehmens keinen einzigen Nachrichtensatelliten in den Orbit.

Dessen ungeachtet will die europäische Weltraumorganisation ESA die Ariane-5-Transportkapazität bis zum Jahr 2017 auf 12 Tonnen steigern. Ermöglichen wird das eine neue Raketen-Oberstufe, die in Bremen gebaut wird. Sie wird nach dem Ariane-Start jeweils zwei Satelliten auf unterschiedlichen Umlaufbahnen absetzen können. Solche "Tandemtransfers" mit nur einer Rakete reduzieren die Kosten und die Risiken beim Start.

Dank der Vorproduktion der Ariane-5-Raketen war es bislang auch kein Problem, die gewünschten Starttermine der verschiedenen Telekommunikationsdienstleister aus aller Welt einzuhalten. Der erste Ariane-Start dieses Jahres soll heute Abend erfolgen. An Bord werden zwei Satelliten sein - für die Fernseh- und Nachrichtenübertragung in Aserbaid- schan, Zentralasien, Nordafrika, Europa und Amerika.