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Bahnfahren kostet mehr / Der Strompreis wird steigen, die Sozialabgaben auch Gerald Semkat über finanzielle Belastungen 2014

02.01.2014, 01:12

Briefe schreibt man im Allgemeinen nicht mehr so viel wie früher. Schade eigentlich. Ein Brief in guter Handschrift wendet sich dem Adressaten viel inniger zu als es verhackstücktes Gezwitscher oder Gesimse je vermögen.

Ein ganz normaler Brief hat seinen Wert. Und seit gestern muss man für dessen Transport 60 Cent berappen - 2 Cent mehr als bisher. Zwei Cent. Wer regt sich darüber schon auf? Nicht der Rede wert? Schon möglich. Wenn denn das nunmehr höhere Porto nicht im Trend läge.

Was uns in diesem Jahr erwartet, ist vor allem Ergebnis der im September abgewählten schwarz-gelben Bundesregierung. Die jetzt regierende große Koalition aus Union und SPD hat beschlossen, weder Steuern zu erhöhen, wie es die SPD wollte. Noch werden Steuern gesenkt, wie es die Union plante.

Wenigstens steigt der steuerliche Grundfreibetrag pro Jahr und Person um 224 Euro auf 8354 Euro. Diesen Betrag darf der Staat nicht antasten, weil er nötig ist, um das Existenzminimum zu sichern. Dass dieser Freibetrag steigt, ist freilich auch ein Zeichen dafür, dass das Leben teurer geworden ist.

Obendrein bringt dieses Jahr für die meisten Verbraucher finanzielle Belastungen. Dazu gehören neben den bereits im Dezember gestiegenen Preisen für eine Fahrt mit der Eisenbahn auch die zu erwartenden Preiserhöhungen für Strom.

Ein Drittel der Stromversorger hat angekündigt, im neuen Jahr im Schnitt drei Prozent mehr verlangen zu wollen. Das hängt mit der Umstellung auf erneuerbare Energien zusammen und kostet einen Haushalt, der 4000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, 40 Euro mehr als im Jahr 2013.

Besonders Menschen mit schmalem Einkommen werden dies nicht so leicht wegstecken können. Zwar steigt der Regelsatz für Empfänger von Arbeitslosengeld II um neun auf 391 Euro monatlich. Das decke aber die Mehrbelastungen nicht ab, haben Sozialverbände schon mal vorgerechnet.

Auch auf Arbeitnehmer mit höheren Einkommen kommen Belastungen zu. In der Renten- und Arbeitslosenversicherung wird die Obergrenze angehoben bis zu der vom Bruttoeinkommen Beiträge erhoben werden. Im Osten erhöht sich der Wert um 100 auf nunmehr 5000 Euro. In der gesetzlichen Krankenversicherung steigt diese Bemessungsgrenze deutschlandweit von bisher 3937,50 auf nun 4050 Euro Monatsbrutto.

Aber es gibt einen Lichtblick für alle: Wenigstens ist kein Zusatzbeitrag zu erwarten, wenn eine Kasse nicht mit den Mitteln aus dem Gesundheitsfonds auskommt. Die große Koalition aus Union und SPD hat beschlossen, diesen Zusatzbeitrag abzuschaffen.

Andererseits soll die Pflegeversicherung nach Plänen der großen Koalition teurer werden. Damit zusätzliche Betreuungskräfte für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen bezahlt werden können, will die Koalition Mitte dieses Jahres den Beitrag zur Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte auf dann 2,35 (bei Kinderlosen auf 2,6) Prozent erhöhen. Wer Single ist, keine Kinder hat und im Monat 2500 Euro brutto verdient, zahlt dann 90 Euro zusätzlich im Jahr.

Wäre doch wenigstens die erhoffte Senkung der Beiträge zur Rentenversicherung nicht ausgeblieben! Aber irgendwo musste das Geld für die im Wahlkampf versprochenen Mütterrenten herkommen.

Dieser flüchtige Blick auf die in diesem Jahr zu erwartenden finanziellen Belastungen lässt vermuten, dass manche Haushaltskasse etwas leerer wird.