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Steinbach gegen Schäuble CDU streitet über Umgang mit AfD

Die AfD-Erfolge setzen die Union unter Druck. Die CDU-Spitze möchte die
politische Konkurrenz am liebsten ignorieren. Bei den Konservativen in
der Partei stößt dieser Kurs zunehmend auf Unmut.

02.06.2014, 01:43

Berlin (dpa) l Beim rechten Flügel der CDU wächst der Ärger über den Umgang der Parteispitze mit der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD). Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach plädierte als erstes Mitglied der Fraktionsführung dafür, sich einer Zusammenarbeit nicht zu verschließen. "Die AfD ist nach meinen Beobachtungen eine rechtsstaatliche, demokratische Gruppierung und damit ebenso unser Konkurrent wie unser möglicher Partner", sagte die hessische CDU-Politikerin dem "Spiegel".

Die Parteispitze lehnt jegliche Zusammenarbeit mit der AfD ab. Den Landesverbänden empfahl die CDU-Führung, dies genauso zu halten. Dieser Kurs ist bei konservativen CDU-Politikern aber umstritten. So erklärte der hessische CDU-Politiker Christean Wagner, er halte es "für politisch töricht zu sagen: Mit denen werden wir nie zusammengehen". Die AfD hatte bei der Europawahl in der Bundesrepublik 7 Prozent der Stimmen geholt.

Lieberknecht schließt AfD-Koalition aus

CDU-Rechtspolitiker Wolfgang Bosbach forderte im "Spiegel" eine offene Auseinandersetzung mit der Partei und kritisierte die Ankündigung von Unionsfraktionschef Volker Kauder, keine Talkshow-Auftritte mit AfD-Politikern zu absolvieren. Es sei nicht richtig plausibel, dass Kauder mit Spitzenkräften der Linken diskutieren wolle, nicht aber mit AfD-Chef Bernd Lucke. Der CDU-Abgeordnete Jens Spahn sagte: "Die AfD und ihre Parolen sollten wir stellen, indem wir ihre teils dumpfen Argumente widerlegen."

Finanzminister Wolfgang Schäuble verteidigte die Parteilinie: "Wir werden uns ganz sicher nicht in die Richtung der AfD bewegen", sagte er dem "Focus". "Das wäre völlig falsch. Wir müssen zu unserer eigenen Überzeugung glaubwürdig und verlässlich stehen." Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht schloss eine Koalition erneut aus. Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich sagte: "Ich habe kein Interesse, mit einer Partei zusammenzuarbeiten, von der ich nicht weiß, wo sie programmatisch steht." In beiden Bundesländern finden im Sommer Landtagswahlen statt.

SPD und Grüne üben Druck auf CDU aus

CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl rät der Union in der Debatte um den richtigen Umgang mit der AfD abzuwarten: "Die Debatte ist verfrüht, weil die AfD derzeit noch eine derart vage schillernde Vereinigung ist, dass man gar nicht klären kann, wo sind Gemeinsamkeiten, wo sind keine Gemeinsamkeiten", sagte Uhl dem Berliner "Tagesspiegel".

SPD und Grüne forderten die CDU auf, eine Koalition mit der AfD per Beschluss auszuschließen. "Solange sie diesen verweigert, glaube ich den Beteuerungen der CDU-Politiker nicht, sie würden keine Koalition mit der AfD machen", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionschef Carsten Schneider der "Leipziger Volkszeitung". Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warnte: "Totschweigen stärkt den rechten Rand, Koalitionsoptionen ebenso."