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Nahost-Konflikt Einziges Kraftwerk in Gaza in Flammen

Gaza erlebte eine der schlimmsten Bombennächte seit Beginn der israelischen Offensive. Und die Angriffe gehen weiter. Die UN-Auffanglager können keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.

30.07.2014, 01:18

Gaza/Tel Aviv (dpa) l Drei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroperation werden die Kämpfe im Gazastreifen mit immer größerer Härte geführt. Augenzeugen berichteten, die israelischen Bombenangriffe während der Nacht zu Dienstag seien die schlimmsten seit Beginn der Militäroffensive gewesen. Mindestens 43 Palästinenser wurden getötet.

Am Vormittag wurde das einzige Elektrizitätswerk des von Israelis abgeriegelten Mittelmeer-Küstenstreifens von Granaten getroffen. Ein Großfeuer brach aus und das Kraftwerk fiel komplett aus. Palästinenser machten Israel für den Angriff verantwortlich.

In der Nacht hatten schwere Bombardements den Gazastreifen erschüttert. Palästinensische Augenzeugen berichteten, das Militär habe aus der Luft, mit Artillerie und von Kriegsschiffen aus geschossen. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur dpa in Gaza sprach von einer Nacht "voller Horror, Angst und Panik".

Nach Medienberichten griff die Armee 150 Ziele an, darunter zwei Kommandozentralen der radikal-islamischen Hamas und vier Waffenlager, die sich in Moscheen befanden, sowie Hafenanlagen. Auch das Haus des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija wurde getroffen. Der Funktionär und seine Familie waren zu der Zeit nicht dort.

Ein Mitarbeiter des Kraftwerkes in Gaza sagte der Nachrichtenagentur Maan, eine israelische Granate habe einen Treibstofftank getroffen und damit den Großbrand ausgelöst. Bilder der Fotoagentur EPA zeigten lodernde Flammen und dichten schwarzen Rauch. Bis zum Abend war es den Feuerwehrleuten nicht gelungen, den Brand zu löschen. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv teilte mit, man prüfe den Bericht. Das Kraftwerk erzeugt Strom für Haushalte, Betriebe, Krankenhäuser und Abwasserpumpen im Gazastreifen.

Gut zehn Prozent der Einwohner des Gazastreifens haben mittlerweile Zuflucht in Einrichtungen des UN-Hilfswerks UNRWA gesucht. Mehr als 200 000 Menschen seien derzeit in 82 Anlaufstellen untergebracht, schrieb ein Sprecher der Organisation auf Twitter. Die israelische Armee rief die Einwohner mehrerer Orte im Gazastreifen zur sofortigen Räumung ihrer Häuser auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die UN-Organisationen in Gaza seien überfordert und könnten keine zusätzlichen verzweifelten Menschen mehr versorgen.

Militante Palästinenser setzten ihre Angriffe auf den Süden Israels fort. Am Morgen fing das Abwehrsystem eine Rakete über der Stadt Aschkelon ab. In der israelischen Mittelmeermetropole Tel Aviv hatten am Dienstag zum ersten Mal mitten in der Nacht die Alarmsirenen geheult. Zwei Raketen seien nahe Rischon Lezion südöstlich von Tel Aviv eingeschlagen, teilte die Armee mit.

Mehr als 1150 Tote

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind seit dem 8. Juli mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 6500 verletzt worden. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, teilten die Rettungskräfte im Gazastreifen mit.

Nach Angaben des israelischen Militärs starben bis Dienstagmorgen 53 israelische Soldaten, davon rund zehn bei Gefechten Dienstagnacht. Drei Zivilisten kamen bei Angriffen militanter Palästinenser ums Leben. Meinung