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Irakischer Staudamm Kurden drängen IS-Kämpfer zurück

Bei ihrem Vorstoß zur Rückeroberung des größten irakischen Staudamms aus
der Hand der IS-Kämpfer haben kurdische Kämpfer mit Unterstützung der
US-Luftwaffe Geländegewinne gemacht.

18.08.2014, 01:24

Bagdad (AFP) l Die Hälfte des Staudamms am Tigris im Nordirak sei bereits eingenommen, sagte der kurdische Generalleutnant Abdulrahman Korini am Sonntag der AFP. Bei den Kämpfen um den Staudamm nördlich der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul seien mehrere Dschihadisten getötet worden. Der östliche Teil des Staudamms sei bereits zurückerobert. Die kurdischen Peschmerga-Milizen setzten demnach ihre Offensive fort. Dabei wurden sie aus der Luft von US-Kampfflugzeugen und am Boden von der irakischen Armee unterstützt.

Der weitere Vorstoß galt Korini zufolge der von den sunnitischen IS-Dschihadisten kontrollierten Ortschaft Tal Kayf etwa hundert Kilometer östlich des Staudamms. Der Weg dorthin sei allerdings mit Sprengfallen der dschihadistischen Kämpfer gespickt. Dadurch verlangsame sich die Offensive.

Einsätze der US-Luftwaffe

Die US-Armee flog nach eigenen Angaben allein am Sonnabend neun Luftangriffe in der Nähe des Staudamms. Dabei hätten US-Kampfjets und Drohnen mehrere gepanzerte Truppentransporter und Militärfahrzeuge des Islamischen Staats zerstört.

Die Dschihadisten hatten den Staudamm am 7. August erobert und damit die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Landesteile erlangt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt. Die Extremisten gehen mit äußerster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie kurdische Jesiden und Christen.

Hinrichtungen

Am Freitag sollen die radikalsunnitischen Kämpfer in dem nordirakischen Dorf Kudschu Dutzende Zivilisten hingerichtet haben, unter ihnen vor allem Jesiden. Einem Regierungsvertreter zufolge stürmten bewaffnete Dschihadisten das Dorf und richteten ein "Massaker" mit rund 80 Toten an.

In der irakischen Provinz Anbar westlich von Bagdad setzten bewaffnete Angehörige von mehr als 25 sunnitischen Stämmen ihren am vergangenen Freitag begonnenen Widerstand gegen die Dschihadisten mit Unterstützung der Sicherheitskräfte fort. Nach Polizeiangaben vertrieben sie IS-Kämpfer aus von diesen gehaltenen Gebieten westlich der Provinzhauptstadt Ramadi.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hielt sich am Sonnabend zu einem Besuch im Irak auf und sicherte den Menschen in dem Krisenland Unterstützung zu. Bei einem Treffen mit dem irakischen Außenminister Hussein al-Scharistani sagte er, es sei Zeit für ein "Signal der Solidarität".

Waffenlieferungen

Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak schloss Steinmeier im Gespräch mit den ARD-Tagesthemen am Sonnabend nicht mehr gänzlich aus. Es gebe "keine risikofreien Entscheidungen", sagte er. Langfristig müsse es aber eine politische Lösung für den Irak-Konflikt geben.