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Einwanderung Joachim Herrmann attackiert italienische Flüchtlingspolitik

23.08.2014, 01:13

München (dpa) l Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) attackiert die italienische Regierung wegen der stetig steigenden Flüchtlingszahlen. "Es ist Fakt, dass Italien absichtlich in vielen Fällen weder Personaldaten noch Fingerabdrücke aufnimmt, damit die Flüchtlinge in einem anderen Land Asyl beantragen können und nicht wieder nach Italien zurückkehren", sagte Herrmann der dpa.

Die Regierung von Oberbayern hatte am Donnerstag einen neuen Flüchtlingsrekord gemeldet - 319 Asylbewerber an einem einzigen Tag. "Ein Grund dafür ist, dass ein erheblicher Teil der in Italien ankommenden Flüchtlinge ohne das dafür vorgesehene Verfahren nach Deutschland weiterreist", sagte Herrmann.

Der CSU-Politiker verwies auf die Diskrepanzen in den offiziellen Zahlen: In Deutschland seien 2013 über 126 000 Asylanträge gestellt worden, in Italien nur 27 930. Nach den Zahlen des UN-Flüchtlingskommissars UNHCR landeten im vergangenen Jahr aber rund 43.000 Flüchtlinge an den italienischen Küsten an.

Rom fordert seit Monaten finanzielle Unterstützung für die teure Rettung der Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Nach dem Dublin-II-Abkommen soll für Asylbewerber aber eigentlich das Land zuständig sein, das sie zuerst erreichen. UNHCR-Chef António Guterres hatte im März festgestellt, dass die Bundesrepublik unter den entwickelten Industriestaaten "die größte Empfängernation" sei.

Bestimmung missachtet

"Es ist schon dreist vom italienischen Innenminister Alfano, einerseits die hohen Belastungen durch die über das Mittelmeer kommenden Flüchtlinge zu beklagen, andererseits die europäischen Asylbestimmungen zu missachten", kritisierte Herrmann. "Die sehen vor, dass das Land der Ersteinreise für die Durchführung der Asylverfahren zuständig ist."

Dafür erhalte das Land finanzielle Hilfen der EU. "Auch die anderen EU-Staaten können deshalb von Italien eine entsprechende Solidarität fordern, nämlich die Einhaltung des gemeinsamen europäischen Asylsystems, auf das sich die EU verständigt hat", verlangte Herrmann. "Dies gilt umso mehr, da angesichts der Krise im Nahen Osten und der brutalen Gewalt der ISIS im Irak der Flüchtlingsdruck auf Europa weiter steigen wird."