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Massenproteste im Land Amerikas Wutbürger

27.11.2014, 01:06

Die Proteste gegen Diskriminierung und Rassismus gehen weit über die US-Kleinstadt Ferguson hinaus. Fast landesweit sind empörte Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Polizeigewalt und Ungerechtigkeit zu demonstrieren.

Ferguson (dpa) l Von New York über Los Angeles bis San Francisco gingen in der Nacht zum Mittwoch Menschen auf die Straße. Allerdings handelte es sich überwiegend nur um kleinere Demonstrationen, zu denen sich jeweils Hunderte Menschen versammelten.

Sie demonstrierten gegen die als rassistisch kritisierte Entscheidung einer Geschworenenjury, kein Gerichtsverfahren gegen einen weißen Polizisten zu eröffnen, der den unbewaffneten schwarzen Teenager Michael Brown erschossen hatte. In vielen Städten legten die Demonstranten den Verkehr lahm, wie die Zeitung "USA Today" berichtete.

In Atlanta, dem Geburtsort des Bürgerrechtlers Martin Luther King, blockierten Demonstranten eine Schnellstraße. "Es ist ein Hohn", sagte die Demonstrantin ShaCzar Brown. "Vor 70 Jahren war es erlaubt, Schwarze umzubringen", sagte sie mit Hinweis auf Lynchmorde in den US-Südstaaten. "Im Prinzip ist es das immer noch."

Demonstranten in Oakland in Kalifornien warfen Scheiben ein und plünderten Geschäfte, während in Los Angeles eine Schnellstraße blockiert wurde. Auch aus Großstädten wie Boston, Denver, Seattle, Washington und Dallas wurden Proteste gemeldet. In Ferguson beruhigte sich die Lage vergleichsweise. Rund 2000 Nationalgardisten sicherten den Vorort der Metropole St. Louis, dreimal so viele wie am Montag. Beamte riegelten die Straßenzüge, in denen es zu Plünderungen gekommen war, ab.

Präsident Barack Obama nannte es tragisch, dass "in zu vielen Teilen dieses Landes ein tiefes Misstrauen" zwischen den Sicherheitskräften und der farbigen Bevölkerung bestehe.

Das sei auch ein Erbe der Rassendiskriminierung. "Dieses Problem ist kein Ferguson-Problem, das ist ein amerikanisches Problem", sagte Obama später. Zu den Ausschreitungen machte er klar: "Ich habe keinerlei Sympathie für diejenigen, die ihre eigene Gemeinde zerstören." An diesem Donnerstag feiern die USA mit Thanksgiving ihren höchsten Feiertag, der für viele arbeitsfrei ist. Ob die Proteste über die traditionell festliche Zeit weitergehen, war nicht absehbar. Meinung