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Magdeburger Medizinerin "Wir brauchen gute Ärzte in China"

Die in Magdeburg lebende Medizinerin Yue Zhao hofft, dass sich der Wohlstand in ihrem Heimatland verbreitet.

Von Steffen Honig 05.03.2015, 02:24

Magdeburg | Wie Hunderte Millionen Landsleute schaut Yue Zhao heute nach Peking auf die Eröffnung des alljährlichen Volkskongresses. Nur tut sie das nicht von der Heimat aus, sondern aus Magdeburg. Hier forscht die 29-jährige Medizinerin, geboren in der Provinz Jiangsu in der Nähe von Shanghai, seit einem Jahr am Uniklinikum zur Tumor-Bekämpfung.

Die junge Chinesin, die perfekt Englisch spricht, erwartet, dass auf dem Kongress die weitere Wirtschaftsentwicklung, die Korruptionsbekämpfung und besserer Umweltschutz breiten Raum einnehmen werden. "Vor allem in den großen Metropolen wie Peking oder Shanghai ist die Luftverschmutzung ein großes Problem", sagt Frau Zhao, die bis 2009 in China studierte und dann nach München kam. Dort hat sie ihren Doktortitel erworben, um dann für weitere Forschungsarbeit nach Magdeburg zu wechseln. "München ist internationaler, aber die Arbeitsbedingungen an der Uniklinik für Chirurgie sind hier genauso gut", meint die Medizinerin. Und das Leben in Magdeburg sei natürlich deutlich preiswerter, merkt Yue Zhao lächelnd an.

Zu Familie und Freunden im fernen China steht sie in engem Kontakt - die moderne Kommunikationstechnik macht es möglich. Die junge Frau sieht sich hierbei keinen Beschränkungen ausgesetzt.

Es sei richtig, meint sie, dass die chinesische Führung nach den Jahren unausgesetzten Wirtschaftsbooms nun die Dynamik bremsen wolle. Wichtig sei die Entwicklung auch der - nach chinesischen Maßstäben - kleineren Städte, nicht nur der bekannten Megacities. Es werde auch mehr Geld im bisher unterentwickelten Westen der Volksrepublik investiert.

Deng Xiaoping, sagt Yue Zhao, habe in den 1980er Jahren mit seinen Reformen angestrebt, dass zunächst ein Teil der Chinesen zu Wohlstand käme und andere nachziehen würde. Als Impuls, um schließlich das Lebensniveau für alle zu verbessern. Das habe sich nur teilweise erfüllt, die Kluft zwischen Arm und Reich sei gewachsen. Die Regierung bemühe sich um eine größere soziale Balance. Die junge Chinesin begrüßt, dass Bildung, Gesundheitswesen und das Justizsystem weiter ausgebaut werden sollen.

Ein Problem teile China mit Deutschland: die zunehmende Überalterung der Gesellschaft. Die alten Menschen müssten mehr Unterstützung erhalten, meint die Medizinerin. Gleichzeitig gehe es aber auch um mehr Jobs für junge Leute.

Dr. Zhao will nach China zurückkehren. Dort sei eben: ihre Heimat: "Wir brauchen gute Lehrer und Ärzte, wenn mein Kind später einmal in China aufwächst."