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CSU investiert in Kampagne gegen Konkurrenz-Parteien Das Lied vom grünen, dummen Protest-Männlein

15.01.2011, 04:24

Von Tina Heinz

Ein Männlein steht im Walde ... Wer dabei an das Kinderlied von Heinrich Hoffmann von Fallersleben denkt, liegt eigentlich ganz richtig. Besucht man den Internetauftritt der CSU, erfährt man jedoch in einem 30sekündigen Filmchen, dass dieses Männlein entgegen der Originalversion "ganz grün und dumm" ist. Überdies hat es kein Mäntlein von lauter Purpur, sondern "vor lauter Protest eine Steinschleuder um".

Das Strichmännchen steht – anfangs noch lieb lächelnd – in einem grünen Wald und gestikuliert bald wild mit gemeinem Blick und der Schleuder in der Hand, um sich am Ende selbst mit einem Stein zu verletzen. Unterlegt ist der Spot mit eben diesem Kinderlied.

Die Botschaft des Videos ist eindeutig und wird auch von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt erklärt: "Die Grünen sind im Kern immer noch die alte anti-bürgerliche Chaoten- und Steinewerfer-Partei von vor 30 Jahren." Das müsse wieder stärker in den Fokus gerückt werden.

Diese Tatsache war der CSU eine Kampagne wert. Neben dem Video gehören dazu noch Plakate, unter anderem eines mit der Aufschrift "Scheinheilig. Unglaubwürdig. Grün.". Warum die Partei auf eine derart geschmacklose Masche zurückgreifen muss, um auf die von ihr angeprangerte Unglaubwürdigkeit der Grünen hinzuweisen, ist ein Rätsel. Die CSU steht im Freistaat Bayern – ebenso wie Bündnis 90/Die Grünen – in der Gunst der Wähler ganz oben. Vielleicht wollen sich die Christlich-Sozialen sogar die Mehrheit sichern und so weist Dobrindt auf der Internetseite darauf hin: "Deutschland hat die Wahl zwischen christlich-liberal und grün-rot-stasirot."

Der 30-Sekunden-Spot war bislang auf der Startseite des CSU-Internetauftritts zu se-hen. Seit gestern erst besinnen sich die Christlich-Sozialen wieder auf die Inhalte ihrer eigenen Politik und man muss nun gezielt nach dem Video suchen. Leichter zu finden ist es derzeit bei Youtube, wo das "Grüne Männlein" auf der Startseite unter "Trends" mit mehr als 237 000 Aufrufen rangiert. Dass der Spot beim Publikum nicht gut ankommt, zeigt die Bewertung: Etwa 1300 Personen gefällt der Beitrag, mehr als 6600 YouTube-Nutzer haben sich dagegen ausgesprochen. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die Kommentar-Funktion unter dem Video-Clip deaktiviert wurde.

Die CSU ist allerdings nicht die einzige Partei, die sich mehr auf die Diffamierung anderer Parteien statt auf die eigenen Inhalte konzentriert. Auch die CDU spricht sich auf ihrer Startseite gegen die Politik von Grünen, SPD und die Linke aus. Generalsekretär Hermann Gröhe kritisiert beispielsweise das gespaltene Verhältnis der Linken zur Demokratie und den fortschreitenden Rückschritt bei der SPD. Und Fraktionschef Volker Kauder bezeichnet die Grünen als Zukunftsverweigerungs-Partei. Immerhin verweist die CDU neben den Fehlern der anderen auch auf ihre eigenen Stärken.

SPD, Grüne und Linke hingegen konzentrieren sich zumindest auf den Startseiten ihrer Internetauftritte auf ihre eigenen Baustellen. Warum sollte man auch – egal in welcher Weise – für die gegnerische Partei Werbung machen? Der Bürger möchte im Grunde wissen, warum er sich für diese Partei entscheiden, und nicht, warum er die andere nicht wählen soll.