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Ehemalige Krankenschwester greift Tradition aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf Gelbe Schleife bekundet Solidarität mit deutschen Soldaten in Afghanistan

04.05.2010, 07:43

Von Jörg Nielsen

Spricht jemand abfällig über die deutschen Soldaten in Afghanistan, fährt Monica Melloh aus der Haut: "Niemand will seinen 24-jährigen Sohn beerdigen müssen, der in Afghanistan gestorben ist, weil er den Auftrag des Bundestages erfüllt hat", sagt die 58-jährige Geschäftsfrau und ehemalige Krankenschwester aus Oldenburg. Gegen solche überheblichen Äußerungen wollte sie ein Zeichen setzen und erfand die "Gelbe Schleife der Solidarität mit unseren Soldaten".

In ihrem Geschäft am Rande der Oldenburger Innenstadt verkauft Melloh Outdoor-Bekleidung und militärische Kleidungsstücke: "Soldaten bekommen in der Grundaus- stattung drei T-Shirts. Das reicht nicht."

Außerdem vertreibt sie seit zweieinhalb Jahren bundesweit die Gelben Schleifen, die an die rote AIDS-Schleife erinnern. Es gibt sie als Ansteck-Pin, als Aufkleber, groß und klein, als T-Shirt-Aufdruck und sogar als emaillierten Kettenanhänger für die Freundin in der Heimat.

Auf dem Rückweg von der Gelöbnisfeier ihre Sohnes hörte Melloh im Radio den alten Schlager "Tie a yellow ribbon round the ole oak tree" ("Binde ein gelbes Band um die alte Eiche") von Tony Orlando: "Da war die Idee der Gelben Schleife geboren." Das Lied erinnert an die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 bis 1865. Damals hingen die Frauen gelbe Bänder in die Bäume, um ihren aus den Krieg heimkehrenden Ehemännern zu signalisieren, dass sie sie noch liebten. Seit dieser Zeit ist das gelbe Band in den Vereinigten Staaten ein Zeichen der Verbundenheit mit ihren Soldaten.

Diese Verbundenheit mit den eigenen Soldaten vermisst Melloh in Deutschland. "Ich ärgere mich fürchterlich über die Leute, die unsere Soldaten als Söldner beschimpfen", sagt sie. Bundespräsident Horst Köhler habe es treffend formuliert, als er vom "höflichen Desinteresse" der Deutschen am Afghanistan-Einsatz gesprochen habe. Ihr eigener Vater sei im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet worden. Schon als Zehnjährige habe sie nicht verstanden, dass den Menschen das Leid der Kriegsversehrten so gleichgültig ist.

Durch ihr Geschäft kennt Melloh viele besorgte Familien von Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan stationiert waren oder sind. Viele Kunden gehören zur Oldenburger Luftlandebrigade 31, die immer wieder Kontingente an den Hindukusch schickt. Sie berichteten Dinge über den Einsatz, die aus den Medien nicht zu erfahren seien. "Gutes und Böses" sei von dort zu hören. Etliche Kunden kritisierten sogar den Bundeswehr-Einsatz, bei dem bereits 43 deutsche Soldaten und drei Polizisten getötet wurden. "Aber alle sind sich einig, dass die Soldaten die Missachtung der Gesellschaft nicht verdient haben."

Mittlerweile ist Mellohs Projekt auch international bekannt. Viele der inzwischen patentierten Schleifen verschickt sie in die USA und in andere Länder, die sich in Afghanistan militärisch engagieren. "In jüngster Zeit bestellen auch ganz viele Bundestagsabgeordnete bei mir." Nach Karfreitag, als drei Soldaten bei Kämpfen mit Taliban ums Leben kamen, ist der Verkauf sprunghaft angestiegen. Mehrere Tausend Schleifen hat Monica Melloh bereits versandt. "Mit dieser Flut haben wir gar nicht gerechnet." Zehn Freunde und Verwandte tüten allabendlich die Bestellungen ein. "Ohne ihre Hilfe wäre das alles gar nicht möglich", sagt Melloh.

Für ihre Solidaritätsarbeit ist ihr bereits von höchster militärischer Ebene gedankt worden. Stolz präsentiert sie ein Dankesschreiben des höchsten deutschen Soldaten, Generalinspekteur Volker Wieker. Auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe Unterstützung zugesagt.

"Ein Geschäft sind die Bänder nicht", resümiert Melloh. Von den 2,95 Euro pro Band gingen 19 Prozent an das Finanzamt und 20 Prozent an das Projekt "Lachen lernen", das sich um Kinder in Afghanistan kümmert.(epd)

@061_WebLink:Internet: www.gelbe-schleife.de