Missbrauch in der Kirche Von Gerald Semkat Vertrauenskrise

15.03.2010, 05:19

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 14.03.2010 23:00:00
Beim Missbrauchsskandal in Einrichtungen der katholischen Kirche in Deutschland handelt es sich um die systematische Ausnutzung eines Schutzraumes. Es geht um Leid, das ordinierte Priester Schutzbefohlenen angetan haben. So was verjährt nicht, jedenfalls nicht aus moralisch-religiöser Sicht. Umso befremdlicher ist der Versuch des Vatikans, die Überbringer schlechter Nachrichten für das schmutzige Treiben verantwortlich zu machen.

Verantwortlich sind die Täter. Aber auch jene, die immer nur das zugeben, was sich ohnehin nicht länger verschweigen lässt. Solches Vorgehen hat die katholische Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt. Dennoch wenden einige Kirchenfürsten offenbar mehr Kraft für Selbstmitleid auf als für Beistand für die Opfer. So lange dieser Eindruck besteht, wird die Krise andauern. In solcher Lage wird schnell vergessen, dass die allermeisten Geistlichen, Laien und Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen tadellose Arbeit tun – und das ist wichtig in Zeiten, wo Wärme in dieser Gesellschaft knapp ist. (Politik)