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Obama und der Dalai Lama Von Gerald Semkat Pekings Bannstrahl

20.02.2010, 05:16

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 19.02.2010 23:00:00
US-Präsident Obama empfängt den Dalai Lama, und Peking bestellt den US-Botschafter ein, spricht von Einmischung und verletzten Gefühlen. Chinas Führung mag nicht an sein Tibet-Problem erinnert werden. Deshalb droht sie jedem mit Bann und Fluch, der das Oberhaupt der Tibeter würdig empfängt und mit ihm auf Augenhöhe spricht.

Die Stärke des Bannstrahls bemisst sich allerdings an Pekinger Interessen und an der Kraft des anderen. Als Schwäche deutete Peking die ein Jahr lang anhaltende werbende Diplomatie Obamas. Peking blieb stur und kompromisslos. Den Empfang des Dalai Lama in Washington soll Peking wohl als "rote Linie" verstehen. Dass Obama dennoch alles versuchte, um die immer selbstbewussteren Chinesen nicht noch mehr zu verärgern, ist ein Indikator des Kräfteverhältnisses.

Weil aber auch China vitale Interessen an einem gewissen Wohlergehen der USA hat, dürfte die Verärgerung Pekings verfliegen. Beide Großmächte werden jeden ernsthaften Bruch vermeiden – diesmal noch. (Politik)