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Gerald Semkat zum Tod des Malers Willi Sitte: Streitbar und umstritten

10.06.2013, 01:43

Willi Sitte ist tot. Er war der letzte der vier großen Vertreter der DDR-Malerei. Es sind seine lebensprallen Darstellungen von Menschen im Alltag, an die sich viele einstige DDR-Bürger erinnern werden. Und auch Sittes plakative Werke wie sein "Chemiearbeiter am Schaltpult" (1968) sind ein Teil Kunstgeschichte. Darüber muss man streiten ohne zu verteufeln.

Sittes Leben ist von Brüchen gezeichnet gewesen. Er hat für die Akzeptanz der klassischen Moderne in der jungen DDR gestritten. Der Kommunist Sitte wehrte sich gegen eine aus der Sowjetunion übernommene Kunstdoktrin und wurde dafür von der SED-Kulturpolitik als "Formalist" kritisiert. Nachdem er in den frühen 60ern widerrufen und öffentlich versprochen hatte, seine ganze Kraft dem sozialistischen Realismus zu widmen, stieg er auf zum "Staatskünstler". Aber er blieb ein begnadeter Maler.

Sittes Werk, bewahrt seit 2006 von der Willi-Sitte-Stiftung in Merseburg, hat es verdient, kritisch betrachtet und gewürdigt zu werden. Der Tod des Malers sollte Anlass dazu sein.